Die kanadisch-amerikanische „CANAM“-Meisterschaft für zweisitzige Sportwagen war in der Periode 1966-1974 vielleicht die aufregendste Rennserie weltweit,
mit den modernsten, technisch anspruchsvollsten Konstruktionen, den bei weitem stärksten Rennfahrzeugen und den höchsten Preisgeldern. Ihre Protagonisten, Chaparral, Lola und vor allem McLaren, haben Motorsportgeschichte geschrieben und ihren Ruhm begründet. Heckflügel, Ground Effect, Automatikgetriebe und Fiberglas-Monocoque wurden hier erstmals eingesetzt, die Motorleistung war dramatisch höher als in der damaligen Formel 1 oder in Le Mans, und Formel 1-Rundenrekorde hatten keine Chance gegenüber den Gruppe 7-Monstern.
Nach seinen erfolgreichen Einsätzen bei den traditionellen Langstreckenrennen wurde schließlich auch der legendäre Porsche 917 auf diese spektakuläre Serie angesetzt – zunächst zur Sondierung des Terrains mit konventioneller Saugmotor-Technik, dann aber ab 1972 als erster Turbo-Rennwagen außerhalb amerikanischer Nudeltopf-Arenen. 1972 brach der 917-10 Turbo auf Anhieb die sechsjährige McLaren-Dominanz, und im folgenden Jahr war der 917-30 das absolut dominierende Fahrzeug und mit einer Motorleistung von deutlich über 1000 PS das bis dato bei weitem stärkste jemals gebaute Rundstreckenfahrzeug.
Über viele Jahre schenkte die Modellszene dieser Rennserie mit ihren tollen Fahrzeugen nur relativ wenig Beachtung. Seit ein bis zwei Jahren (Stand 2011) hat sich das aber geändert. Vor allem Marsh Models bei den Bausätzen und Spark bei den Resincast-Fertigmodellen haben seitdem eine ganze Reihe hervorragender 1:43-Modelle entwickelt, so wurde von Marsh Models auch der 917-10 Turbo ins Programm aufgenommen.
Bei den kleineren Maßstäben werden die CANAM-Rennwagen und ihre europäischen Pendants aus der damals sehr populären „Interserie“ dagegen immer noch völlig vernachlässigt. 2011 hat sich nun ein Außenseiter dieses Themas angenommen, der bislang eigentlich eher in der Nahrungs- und Genussmittelbranche tätig war. Der Hersteller „Ferrero“ ist für seine Schoko-Artikel (Mon Cheri, Ferrero Küsschen) bekannt, im Modellbau-Segment trat er bislang aber nur sporadisch auf. Das soll sich nun offenbar ändern, und das erste Porsche-Modellauto von Ferrero macht einen vielversprechenden Anfang. Es ist der Porsche 917-10 Turbo, der von Privatteams in der Saison 1973 in der CANAM- und auch in der Interserie eingesetzt wurde.
Das Modell ist als Steck-Bausatz aus Kunststoff gefertigt. Die insgesamt 8 Teile sind bereits in der korrekten Farbe. Sie sind in einer ei-förmigen, zweiteiligen Schachtel verwahrt. Leider ist dieser originelle und formschöne Behälter nach dem Zusammenbau nicht mehr in der Lage, das fertige Modell dann noch aufzunehmen – schade: Kleine Unzulänglichkeit eines Neueinsteigers in diesen Markt. Andererseits sind die schnelle Montagezeit (ca. 20 Sekunden), die ausführliche Bauanleitung und die flexible Interpretation des Maßstabs (zwischen 1:75 und 1:85 je nachdem, ob Länge, Breite oder Radstand gemessen wird) Pluspunkte, ebenso der Hinweis, dass das Modell für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet ist.
Welche Version das Modell darstellt, verrät uns der Hersteller leider nicht. Auch meine Recherchen in der einschlägigen Fachliteratur konnten hier nicht weiterhelfen. Womöglich handelt es sich ja sogar um die damals geheim gehaltene Testversion aus Weissach, mit der Porsche den Vierradantrieb ausprobierte?
Bleibt zu hoffen, dass Ferrero noch eine ganze Reihe weiterer 917-10-Varianten realisiert. Leider war auf der Spielwaren-Messe in Nürnberg 2011 hierzu noch nichts näheres zu erfahren.