Die Grands Prix 1934-1939 im Überblick, Mercedes-Benz- und Auto Union-Modelle in 1:43
Zugegeben, das Thema „Grand Prix Rennen 1934 bis 1939“ passt eigentlich nicht zu einer Internetseite, die sich Endurance-Rennen für Sportwagen, Prototypen und GT zum Schwerpunkt gesetzt hat. Warum also doch dieser Ausflug in die Welt der Grand Prix Rennwagen? Vier Gründe seien vorweg genannt:
(1) Die Grands Prix jener Tage waren – anders als die Formel 1-Sprints heutiger Zeit – durchaus echte Endurance-Prüfungen. Die internationale Motorsporthoheit der Zeit vor dem Krieg („AIACR“=Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus, Vorläufer der heutigen FIA) schrieb für die Grands Prix eine Distanz von 500 km vor, daraus folgte eine Renndauer von 3,5 bis 4,5 Stunden, die von nur einem Piloten zu bewältigen war. Dazu gehörten mehrere Boxenstopps zum Tanken und insbesondere zum Wechseln der Reifen. Reifenverschleiß, Spritverbrauch und der damalige Stand der Technik zwangen die Piloten zur Schonung ihrer Fahrzeuge – ansonsten gab es technische Probleme oder Ärger mit den Teamchefs. Der Charakter der Rennen entsprach damit eher dem traditioneller Endurance-Prüfungen als dem von Sprints, auch wenn die Fahrzeuge natürlich keine Sportwagen sondern Rennwagen, d.h. Einsitzer mit frei stehenden Rädern waren.
(2) Bis zur Motorsport-Revolution der 1960er Jahre, als man vom Front- zum Mittelmotorkonzept wechselte und die Reifentechnik (Profil, Breite, Material) umwälzende Veränderungen erfuhr, gab es keine andere Epoche, in der es bei der technischen Entwicklung und der Leistung der Fahrzeuge zu ähnlichen Fortschritten kam wie in den Jahren der 750 kg-Formel (1934-1937) und der folgenden 3-Liter-Formel (1938/39). Die Grand Prix-Rennwagen wurden von Jahr zu Jahr spektakulärer und stärker, und z.T. waren sie auch optisch eine Augenweide (Mercedes) oder doch zumindest ungewöhnlich in ihrer Form (Auto Union), und jedes Kind konnte Mercedes, Auto Union, Alfa, Bugatti oder Maserati auseinander halten. Die knapp 600 PS schließlich, die der legendäre Mercedes-Benz W125 im Jahr 1937 abgab, wurden in der Formel 1 erst wieder von den Turbomotoren der 1980er Jahre erreicht – eine „goldene Zeit“ des Grand Prix-Motorsports also.
(3) In den späten 1950er Jahren kamen mit dem neuen Medium Fernsehen die alten Filme über die Rennen der großen Zeit der Silberpfeile in die deutschen Wohnzimmer, und Alfred Neubauer, Mercedes-Rennleiter über drei Jahrzehnte, war einer der ersten Medienstars (den Begriff gab es damals allerdings noch nicht), der die Jungs damals für die Grand Prix-Szenerie begeistern konnte. Dazu trugen auch seine 1959 erstmals aufgelegten Erinnerungen „Herr über 1000 PS“ (späterer Titel: „Männer, Frauen und Motoren“) bei, die ich damals mit großem Vergnügen gelesen habe – ein Meilenstein der Motorsport-Literatur, der damals so manchem Jungen – so wie mir – den Virus der Begeisterung für den Motorsport eingepflanzt hat.
Kritische Beiträge, insbesondere die finanzielle Unterstützung der deutschen Hersteller durch die nationalsozialistische Reichsregierung betreffend, gerieten dagegen erst viel später in den Blickpunkt. Die Verquickung des deutschen Motorsports und seiner Protagonisten mit einem verbrecherischen Regime soll an dieser Stelle nicht vergessen werden, auch wenn der folgende Beitrag dies nicht weiter aufgreift: Diesem Thema kann man ohnehin nicht mit ein paar undifferenzierten Aussagen gerecht werden.
(4) Schon in der grauen Frühzeit der 1:43-Modellwelt Mitte bis Ende der 1970er Jahre, als die ersten, noch in Kleinstserien hergestellten 1:43-Bausätze das eher schmale Angebot etablierter Diecast-Hersteller (Dinky, Corgi, Solido,..) ergänzten, standen die Grand Prix-Rennwagen der 1930er Jahre auf dem Speisezettel der Weißmetall-Experten wie Paddy Stanley oder John Day. Von dort spannt sich der Bogen bis zu den aktuellen Marktführern Minichamps und Spark und den von ihnen neu aufgelegten Diecast-Modellen der Mercedes- und Auto Union-Legenden, und parallel dazu fanden auch immer wieder einzelne Bausatzhersteller Vorbilder aus jener Zeit für ihre 1:43-Kits. Insofern hatte das Thema Grand Prix-Rennwagen der Jahre 1934-1939 für Modellsammler des 1:43-Maßstabs immer schon einen besonderen Stellenwert.
Die herausragende Bedeutung dieser Grand Prix-Epoche schlägt sich auch im Angebot an Büchern, DVDs oder in den letzten Jahren auch in Form von Internet-Seiten nieder. Eine Auswahl der verwendeten Quellen kann hier eingesehen werden.
Die umfassendste Internet-Seite zum Grand Prix-Sport bis 1949 stammt von Leif Snellman: „goldenera.fi“ (in englischer Sprache), auf sie habe ich an vielen Stellen für diesen Bericht zurückgegriffen. Informationen und Bildmaterial scheinen unerschöpflich zu sein und lassen dennoch die eine oder andere Frage unbeantwortet. Insbesondere die in den 1930er Jahren dominierende Schwarz-Weiß-Welt der Fotografie und der Filme stellt immer noch manche Fragen zu Farbdetails, die auch durch aktuelle Farbbilder der mittlerweile restaurierten Rennwagen nicht immer beantwortet werden.
Vor dem Hintergrund der umfangreichen Quellen beschränke ich mich im Folgenden auf einen Überblick, garniert mit Übersichten zu den Siegern der wichtigsten Rennen der Jahre 1934-1939 und zu den Modellen der deutschen Rennwagen dieser Jahre im Maßstab 1:43 (Stand 2014).
Zunächst Fakten zur gesamten Periode 1934-1939
Sechs Grand Prix-Jahre, davon vier Jahre unter der 750 kg-Formel (1934-1937) (zulässiges Höchstgewicht, ohne Flüssigkeiten, ohne Reifen, ohne Fahrer: 750 kg), weitere zwei Jahre (1938/39) unter der Hubraum-Formel (maximaler Hubraum bei Saugmotoren 4,5 Liter, bei Kompressormotoren 3,0 Liter).
Grand Prix-Europameisterschaft für Fahrer 1935-1939: Europameister 1935 Caracciola / 1936 Rosemeyer / 1937 Caracciola / 1938 Caracciola.
Drei Bemerkungen zur Europameisterschaft:
(1) Zur Europameisterschaft zählten die wichtigsten nationalen Großen Preise. Sie gingen in der Regel über 500 km und wurden von der Motorsporthoheit AIACR ausgewählt, meist ca. 4 bis 5 Rennen pro Saison. In der Liste der zur EM zählenden Grands Prix 1935 werden die Grands Prix von Monaco und Frankreich (Grand Prix de l´A.C.F.) mitgezählt, sie gingen 1935 in die offizielle Jahresendwertung mit ein.
(2) Die EM-Punktwertung war aus heutiger Sicht sonderbar, es wurden quasi „Strafpunkte“ verteilt. Die Regelung ist der Ergebnisübersicht angefügt, die hier aufgerufen werden kann.
(3) Der EM-Titel 1939 wurde von der AIACR nicht vergeben, zumal die Saison aufgrund des Kriegsausbruchs unvollendet war. Hätte man die frühere AIACR-Punktwertung auf 1939 angewendet, wäre der Titel an H.P. Müller (Auto Union) gegangen. In Deutschland rief dagegen die nationale Behörde (ONS) Hermann Lang zum Europameister aus – er war nach Siegen auch der erfolgreichste Fahrer der Saison.
Der jährliche Kalender bestand neben den Großen Preisen zur Europameisterschaft aus weiteren renommierten internationalen Rennen, oft auch „Große Preise“, teilweise mit kürzeren Distanzen als 500 km. Bei der Auswahl der Rennen dieser „zweiten Kategorie“ für die Ergebnisübersicht folge ich weitgehend der Einstufung in der Internet-Quelle „goldenera.fi“, die eine Liste aller internationalen Rennen der Jahre 1934-1939 enthält (Liste von Hans Etzrodt). Demnach fanden in diesen Jahren insgesamt 65 „wichtige“ Rennen für Grand Prix-Fahrzeuge statt, darunter 30 Grands Prix der ersten Kategorie. Die Siege in diesen Rennen verteilen sich wie folgt auf die erfolgreichsten Piloten:
Caracciola 15,5 Siege (darunter 10,5 Siege in den Grands Prix der ersten Kategorie)
Rosemeyer 10 Siege (3 Siege der ersten Kategorie) / Lang 9 Siege (2) / Fagioli 5,5 Siege (2,5) / Nuvolari 5,5 Siege (2) / Stuck 4 Siege (3) („halbe“ Siege für den Fall, dass das Siegerfahrzeug von zwei Piloten gefahren wurde.)
Bei den Herstellern sieht die Liste wie folgt aus:
Mercedes-Benz 34 Siege (18 Siege der ersten Kategorie) / Auto Union 21 Siege (9) / Alfa Romeo 8 Siege (3).
Auto Union war im Jahr 1936 klar überlegen, Mercedes-Benz gehörten die Jahre 1935, 1938 und 1939, das Jahr 1934 war zwischen beiden ausgeglichen und 1937 ging knapp an Mercedes.
Die Saison 1934 in Schlagzeilen
Die Saison bestand aus sechs Grands Prix der ersten und weiteren sechs Rennen der zweiten Kategorie, die Europameisterschaft folgte erst im nächsten Jahr. Die Premiere der neuen 750 kg-Formel findet in Monaco statt, noch ohne die deutschen Neuentwicklungen. Es siegt Guy Moll mit dem bereits seit 1932 bekannten Alfa Romeo P3. Auch Tripolis geht an den Alfa, dieses Mal mit Achille Varzi am Steuer. Beim Avusrennen Ende Mai startet erstmals der neue Auto Union Rennwagen, auch „P-Wagen“ genannt. „P“ steht für den Konstrukteur Porsche, den Namen „Typ A“ erhält er erst nach 1934. Der Mercedes-Benz W25 feiert seine Premiere eine Woche später beim Eifelrennen, anders als Auto Union aber gleich mit einem Sieg durch von Brauchitsch. Beim ersten „Klassiker“ des Jahres am 1. Juli, dem Grand Prix von Frankreich in Montlhéry, fallen alle deutschen Wagen aus, erneut erntet der Alfa P3, hier mit Louis Chiron, die Lorbeeren. Der bewährte Alfa ist also in der Frühsaison 1934 das dominierende Fahrzeug. Ab Mitte Juli, mit dem Großen Preis von Deutschland, übernehmen dann aber die deutschen Neukonstruktionen das Kommando. Die sechs wichtigsten Rennen der zweiten Saisonhälfte gehen allesamt an Auto Union (3 Siege für Hans Stuck) und Mercedes (3 Siege für Luigi Fagioli, einmal zusammen mit Caracciola). Stuck und Fagioli sind am Ende auch die erfolgreichsten Piloten des Jahres, während Alfa seinen stärksten Fahrer, den jungen Guy Moll, bei der Coppa Acerbo durch einen tödlichen Unfall verliert.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1934 und Modelle in 1:43 (Stand 2014)
Den Mercedes-Benz W25 kann man sich entweder als teures und höchst komplexes Kleinserienmodell von Top Queens in die Vitrine stellen (Modell mit nachgebildetem Motor und abnehmbaren Front- und Heckhauben), oder als Diecast-Fertigmodell von Spark – entweder ohne Startnummern oder mit der Nr. 20 (Eifelrennen). Die Spark-Modelle der Mercedes-Grand Prix-Rennwagen sind im Gegensatz zu den meisten anderen Spark-Modellen nicht aus Resine, sondern aus Metall. Da ist z.B. das Nachrüsten mit einem Rückspiegel etwas schwieriger als bei einer Resine-Karosserie. Die Spark-Mercedes-Modelle sind insgesamt sehr schön, insbesondere nicht zu dick und ohne Hochglanz lackiert, also insoweit vorbildgerecht. Die Grills sind sehr fein gearbeitet, die Reifendimensionen recht gut getroffen. Die Speichenräder sind nicht schlecht, es gibt sie allerdings mittlerweile bei anderen Herstellern in diesem Preissegment in besserer Ausführung (z.B. bei den Minichamps-Grand Prix-Rennwagen). Den W25 gab es in der Modellbau-Frühzeit (1970er Jahre) bereits als Kleinserien-Metallbausatz von John Day, für damalige Verhältnisse ein schönes Modell. Die John Day-Version „Grand Prix Frankreich 1935“ ist auch für den W25 von 1934 verwendbar, da die W25 von 1934 und 1935 nahezu baugleich waren. Ob man die alten John Day-Modelle original belässt (also mit recht groben, aus Weißmetall gegossenen Speichenrädern) oder nachträglich mit filigranen Speichenrädern (z.B. von BBR) ausrüstet, ist Geschmacksache.
Den Auto Union Typ A gibt es ebenfalls von Top Queens, in ähnlicher Qualität wie beim Mercedes W25, sowie als Uralt-Bausatz von John Day. Von John Day Models wurde im Übrigen auch die „Langheck“-Version des Typ A vom Avusrennen produziert. Ein modernes Modellangebot zur Avus-Version gibt es vom Bausatzhersteller GB Models (er liefert die Modelle auch fertig gebaut, Verkauf z.B. über Grand Prix Models). Ein aktuelles Großserien-Diecast-Modell des „normalen“ Typ A bietet Minichamps an – es ist sehr gut gelungen, insbesondere die Speichenräder sind angesichts des Preisniveaus vorzüglich, nur die Lackierung ist etwas „zu schön“ geraten, so makellos und hochglänzend waren die Originalfahrzeuge damals sicher nicht. Die Minichamps-Version zeigt den Sieger des Großen Preises von Deutschland (Stuck, Nr. 1).
2023: Mittlerweile bietet Minichamps auch den Auto Union Typ A in der Version mit langem Heck an.
Die Saison 1935 in Schlagzeilen
1935 ist das erste Jahr der Europameisterschaft (EM), mit sieben Großen Preisen (hier sind die Grands Prix von Monaco und Frankreich korrekterweise mitgezählt worden) sowie sieben weiteren internationalen Rennen der Grand Prix-Klasse außerhalb der Meisterschaft. Die EM wird vom weiter entwickelten Mercedes-Benz W25 dominiert. Am Ende heißt es 5:1 für Mercedes gegen den Auto Union der Saison 1935 („Typ B“). In vier der sieben Rennen ist Rudolf Caracciola erfolgreich, er wird überlegen Europameister. Fagioli gewinnt für Mercedes in Monaco und Stuck für Auto Union in Monza. Das aus deutscher Sicht wichtigste Rennen des Jahres aber geht an Italien: Der unvergleichliche Tazio Nuvolari schlägt die komplette deutsche Elite mit seinem veralteten Alfa Romeo P3 am Nürburgring – ein Jahrhundertrennen und ein wichtiger Baustein zur Legende des „Mantovano Volante“. Die Rennen der zweiten Kategorie gehen komplett an die deutschen Rennställe, viermal Mercedes, dreimal Auto Union. Der letzte Große Preis des Jahres auf dem tschechischen Masaryk-Ring weist bereits in die Zukunft: Auto Unions Nachwuchsfahrer Bernd Rosemeyer gewinnt hier mit dem Auto Union Typ B sein erstes großes Rennen.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1935 und Modelle in 1:43
Der Mercedes-Benz W25 des Jahres 1935 ist äußerlich nahezu baugleich mit dem des Vorjahres, daher können hier auch die 1934er Modelle verwendet werden (Top Queens und Spark). Der oben erwähnte Uralt-Metallbausatz von John Day stellt das Siegerfahrzeug des GP von Frankreich 1935 dar. Den Auto Union Typ B, vorn ähnlich wie der Typ A von 1934, hinten bereits so wie der Typ C von 1936, gab es vor vielen Jahren als Metallbausatz von John Day – er ist heute nur noch im Antiquariat erhältlich und entspricht in der Qualität dem Standard der späten 1970er Jahre. Mittlerweile (2023) hat Minichamps auch den Typ B im Programm. Beim Avus-Rennen startete der Typ B mit einer Stromlinien-„Rennlimousine“, dem 1935er Rekordwagen vom Typ „Lucca“ ähnlich. Diecast-Modelle werden von Minichamps und Brumm angeboten. In guter Qualität ist die Rennlimousine auch als Bausatz bzw. Kleinserien-Fertigmodell von „GB Models“ erhältlich.
Die Saison 1936 in Schlagzeilen
1936 ist das Jahr der Auto Union und ihres neuen Starpiloten Bernd Rosemeyer: Er siegt in drei der vier Grands Prix zur Europameisterschaft und in zwei der sieben weiteren Rennen der zweiten Kategorie. Auto Union holt sich mit dem neuen Typ C sechs der elf wichtigen Rennen des Jahres, Mercedes erzielt dagegen nur zwei Siege, einen zur Saisoneröffnung beim Grand Prix von Monaco (Caracciola). Und Alfa Romeo schafft immerhin drei Erfolge mit dem neuen „Tipo C“ (mit 8 oder 12 Zylindern) dank Nuvolaris Fahrkünsten. Auto Union ist mittlerweile bei 520 PS aus sechs Litern Hubraum angelangt, während Mercedes den W25 offensichtlich in die falsche Richtung entwickelt hat: Der für den W25K (K= kürzerer Radstand) entwickelte neue V12-Motor ist zu schwer, der „alte“ Achtzylinder-Motor nicht stark genug und die Fahreigenschaften des „Kurz“ zu schlecht, um einem Rosemeyer zu folgen. Ab Saisonmitte zieht man sich in Stuttgart aus dem Geschehen zurück, und die neu gegründete Rennabteilung mit Chefingenieur Rudolf Uhlenhaut entwickelt bereits ab Mitte der Saison den neuen W125 für das folgende Jahr.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1936 und Modelle in 1:43
Der erfolgreiche Auto Union Typ C wurde in den letzten 40 Jahren bereits mehrfach als 1:43-Modell produziert, angefangen in den 1970er Jahren mit Paddy Stanley und später John Day (Metallbausätze), danach von Metal 43 (Metallbausatz von hoher Qualität, made by Western Models) bis zu heute noch lieferbaren Modellen von Top Queens (teures Kleinserienmodell, fertig gebaut oder als komplexer Bausatz) und Minichamps sowie IXO (Diecasts). John Day produzierte übrigens auch die Variante mit verkleideten Radaufhängungen, die vor allem in einigen Rennen 1937 (Avus, Eifelrennen, Vanderbilt Cup) eingesetzt wurde. Ohnehin können die Typ C-Modelle von 1936 auch ohne weiteres für die Saison 1937 verwendet werden, da der Typ C in beiden Jahren nahezu baugleich war. Beim Minichamps-Modell gilt Entsprechendes wie bereits beim Typ A: Ein schönes Modell mit hervorragenden Speichenrädern, allerdings mit einer gemessen am Original etwas zu makellosen Alu-Lackierung in Hochglanz.
Dagegen – Modelle des Mercedes-Benz W25K: absolute Fehlanzeige, und das gilt nicht nur 2014, als dieser Bericht entstand, sondern auch noch 2023 und überhaupt für die letzten 50 Jahre Modellgeschichte! Eine der letzten großen Lücken im 1:43-Modellangebot – und keiner findet sich sie zu schließen??? Offenbar war man bei Mercedes nicht motiviert, diesen weniger erfolgreichen Typ in Zusammenarbeit mit Spark als Modell aufzulegen – in meinen Augen keine besonders sportliche Einstellung, der W25K gehört doch auch zur Silberpfeil-Geschichte.
Die Saison 1937 in Schlagzeilen
Die vierte Saison unter der 750 kg-Formel bildet den Höhepunkt der Grand Prix Szene der 1930er Jahre, mit fünf Rennen zur Europameisterschaft und sieben weiteren wichtigen Rennen der zweiten Kategorie. Auto Union vertraut erneut der erfolgreichen Kombination des Vorjahres, Bernd Rosemeyer und dem Typ C. Mercedes-Benz kontert mit dem Erstlingswerk des neuen Ingenieurs Uhlenhaut, dem legendären W125, der mit knapp 600 PS über fast 50 Jahre der stärkste Grand Prix-Wagen bleiben wird. Überragende Motorleistung und eine gegenüber der W25-Reihe neue Fahrwerkphilosophie bringen die Stuttgarter wieder auf die Siegerstraße und auf Augenhöhe zum Auto Union-Rosemeyer-Gespann. Am Ende der Saison heißt es bei der Konfrontation der beiden Hersteller 7:5 für Mercedes und im Duell Caracciola gegen Rosemeyer 4:4. Allerdings erzielt „Caratsch“ drei seiner Erfolge in den Grands Prix der Europameisterschaft und holt damit nach 1935 seinen zweiten Titel. Hermann Lang steigt bei Mercedes vom Mechaniker zum Stammpiloten auf und gewinnt gleich auf Anhieb in Tripolis und beim spektakulärsten Rennen des Jahres auf der Avus mit der neuen Nordkurve, wo die Stromlinienwagen Rundendurchschnitte von über 270 km/h erreichen. Rosemeyers Erfolg beim Abschlussrennen im englischen Donington wird sein letzter Sieg bleiben, im Januar 1938 verunglückt der Liebling der Nation bei einer Weltrekordfahrt auf der Reichsautobahn bei Darmstadt.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1937 und Modelle in 1:43
Auto Unions Erfolgstyp C bleibt gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert, insofern kann hier auf die Anmerkungen zum Jahr 1936 verwiesen werden. Wer auf die kleineren Karosserievarianten achten möchte, sollte sich die schönen Abbildungen auf „goldenera.fi“ ansehen und die Modelle entsprechend modifizieren. Der Avus-Stromlinienwagen wurde wie der Typ C von mehreren Modellherstellern produziert, angefangen von Danhausen in den 1970er Jahren (produziert von John Day) über Brumm (Diecast) bis zum Bausatz von Touchwood Models und dem aktuellen Diecast-Modell von Minichamps, das auf jeden Fall eine gute Wahl ist.
Der Erfolgstyp W125 von Mercedes wurde natürlich über die letzten 40 Jahre mehrmals als 1:43-Modell reproduziert. Der Bogen spannt sich von Metallbausätzen (Paddy Stanley, Tin Wizard, Metal43 made by Western Models) über das wenig überzeugende Diecast-Modell von Brumm bis zum neueren Super-Modell von Top Queens (MCM) und zum Diecast-Modell von Spark, das – ähnlich wie beim W25 – insgesamt überzeugt, bei den Speichenrädern allerdings nicht mehr ganz den neuesten Standard erreicht (Ausführung ohne Startnummern und als Siegerfahrzeug des Großen Preises von Deutschland). 2016 kam dann auch Minichamps mit einem Diecast-Modell des W125 heraus. Ein Vergleich der beiden neueren Modelle von Spark und Minichamps kann hier aufgerufen werden (Bericht von 2020).
Den Avus-Stromlinienwagen gab es bereits in den 1970er Jahren als John Day-Bausatz (Vertrieb über Danhausen) und in aktuellem Standard als Bausatz von Touchwood Models. Inwieweit dabei die kleineren Unterschiede zwischen den drei Avus-Stromlinienwagen berücksichtigt wurden (Radstand, Abdeckungen für die Räder vorn/hinten: ja/nein, Startnummer, Farbe rund um den Frontgrill), ist mir im Einzelnen nicht bekannt, z.T. kann man bei einem Bausatz ja noch darauf Einfluss nehmen.
Die Saison 1938 in Schlagzeilen
1938/39 gilt eine neue Formel: Hubraum maximal 3 Liter bei Kompressormotoren bzw. 4,5 Liter bei Saugmotoren, Mindestgewicht bei voller Ausschöpfung des Hubraumlimits 850 kg (trocken) – statt wie bisher Maximalgewicht 750 kg (trocken, ohne Reifen). Während Mercedes-Benz pünktlich zum Saisonbeginn seinen neuen W154 vorstellt, steht Auto Union nach dem tödlichen Unfall von Bernd Rosemeyer im Januar unter Schock, der neue Typ D ist erst zur Saisonmitte beim Großen Preis von Deutschland einsatzbereit, und erst dort, Mitte Juli am Nürburgring, wird mit Tazio Nuvolari ein würdiger Ersatz für Rosemeyer gefunden. Zum Saisonende schafft er schließlich die einzigen Auto Union-Erfolge in Monza und Donington, ansonsten geht die Saison klar an Mercedes. Allerdings ist die Zahl der Rennen deutlich geringer als in den Vorjahren, z.T. als Folge politischer Krisen ein Jahr vor Kriegsbeginn. So fallen z.B. die Rennen in Monaco und auf der Avus sowie das Eifelrennen aus.
Von den vier Grands Prix zur Europameisterschaft gewinnt Mercedes drei, jeweils mit unterschiedlichen Piloten (Caracciola, von Brauchitsch, Seaman), Auto Union nur den Preis von Italien. Und bei den Rennen der zweiten Kategorie ist Mercedes ebenfalls erfolgreicher als Auto Union (3:1 Siege), so gewinnt Lang sowohl in Tripolis als auch bei der Coppa Ciano. Am Ende wird Caracciola erneut Europameister.
Der neue Mercedes-Benz W154 ist im Übrigen nicht nur erfolgreich, sondern auch eine Augenweide, mit extrem flacher Karosserie, langer Motorhaube und spitz zulaufendem Heck – aus meiner Sicht ist er der attraktivste Grand Prix-Wagen der Vorkriegszeit, eher noch als der elegante W154 von 1939. Und zusammen mit der Alfetta und dem Maserati 250F sind die beiden W154 von 1938 und 1939 – so meine ich – die schönsten Frontmotor-Rennwagen der Grand Prix-Geschichte. Aber auch der neue Auto Union Typ D ist formal erheblich besser gelungen als seine Vorgänger.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1938 und Modelle in 1:43
Natürlich wurde das Erfolgsmodell W154 – nicht zuletzt auch aufgrund seiner attraktiven Optik – schon mehrfach als 1:43-Modell produziert, wobei das alte John Day-Modell wohl zu klein geraten ist. Hervorragend ist das ältere Kleinserien-Modell von Metal43 (made by Western Models), insbesondere wegen seiner wunderschönen geätzten Speichenräder, aber auch das aktuelle Spark-Modell ist sehr gut gelungen, wiederum abgesehen von den Felgen, die mit denen des Metal43-Modells oder der Minichamps-Grand Prix-Modelle nicht konkurrieren können (Spark-Versionen: Modell ohne Startnummer sowie Siegerfahrzeug Tripolis 1938). Im Übrigen hat es von der „Spezialversion“ des W154 mit kürzerem Heck (andere Anordnung der Tanks) bislang noch kein Modell gegeben – immerhin das Siegerfahrzeug des Großen Preises der Schweiz (Caracciola). Noch eine Anmerkung: Der Tripolis-W154 unterscheidet sich von den später im Jahr eingesetzten Fahrzeugen dadurch, dass die Auspuffrohre nicht außen sondern innerhalb der Karosserie verlaufen. Das hat Spark so korrekt wiedergegeben.
Auch der Typ D, den Auto Union 1938 einsetzte, wurde bereits mehrfach modelliert, angefangen vom Weißmetall-Pionier Paddy Stanley über Brumm und Top Queens bis zum aktuellen Minichamps-Modell, das wie die anderen Auto Union Wagen von Minichamps von sehr guter Qualität ist (Versionen, Stand 2014: Monza und Donington 1938). Vom anfangs eingesetzten „Zwischentyp“ C/D (Front wie C Typ, Heck wie D Typ) ist mir dagegen kein 1:43-Modell bekannt.
Die Saison 1939 in Schlagzeilen
Das Grand Prix-Jahr 1939 wird bereits vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überschattet – der Überfall der Wehrmacht auf Polen am 1. September beendet die Saison. Der Große Preis von Italien, letzter Lauf zur Europameisterschaft, findet schon nicht mehr statt, und das Stadtrennen von Belgrad am 3. September, bei dem die Silberpfeile von Mercedes-Benz und Auto Union ein letztes Mal an den Start gehen, steht bereits unter dem Diktat des Krieges: Das Teilnehmerfeld dieses Rennens über die kurze Distanz von einer Stunde besteht fast nur aus den deutschen Fahrzeugen. Der Sieg Nuvolaris mit dem Auto Union Typ D ist der letzte kümmerliche Akkord eines großartigen Grand Prix-Schauspiels über die vergangenen sechs Jahre.
Ansonsten beherrscht Mercedes mit dem weiter entwickelten W154/39 (neue Karosserie, stärkerer Motor mit zweistufigem Kompressor) die Saison: Fünf Siege in sechs Grand Prix-Rennen, darunter drei Erfolge in den vier Rennen zur Europameisterschaft. Hermann Lang ist der Pilot der Saison mit zwei Siegen in den EM-Rennen und weiteren zwei Siegen in den beiden verbliebenen Rennen der zweiten Kategorie (Pau und Eifelrennen). Der Europameistertitel wird aufgrund des Saisonabbruchs von der AIACR nicht mehr vergeben. Den Saisonhöhepunkt des Jahres, den Großen Preis von Deutschland, gewinnt aber nicht Lang, sondern Altmeister Caracciola; und die Überraschung des Jahres ist der Erfolg des kurzfristig für die „Voiturette“-Klasse (Motoren bis 1,5 Liter Hubraum) entwickelten Mercedes-Benz W165 mit Hermann Lang in Tripolis, gegen starke Konkurrenz aus Italien (Alfa Romeo Tipo 158, Maserati). Und die Tragödie des Jahres geschieht in Spa beim Grand Prix von Belgien, wo Richard Seaman mit seinem W154 tödlich verunglückt.
Die tragischen Rennunfälle von Seaman, Ernst von Delius (Nürburgring 1937) und Guy Moll (Pescara 1934) waren –abgesehen vom Unfall Bernd Rosemeyers bei seinem Rekordversuch – die prominentesten Todesfälle der Grand Prix-Jahre 1934-1939 – alle drei Fälle erinnern an Stefan Bellof, denn Seaman, von Delius und besonders Moll waren jung und hoch talentiert, sie standen gerade erst am Beginn ihrer Karriere. Trotz dieser schlimmen Unfälle muss man aber anerkennen, dass die Quote folgenschwerer Unfälle in den sechs Jahren vor dem Krieg geringer war als in den ersten 30 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die deutschen Grand Prix-Fahrzeuge 1939 und Modelle in 1:43
Der Mercedes-Benz W154 von 1939 stellte mit seiner harmonisch-eleganten Form eine Blaupause für alle nachfolgenden Frontmotor-Rennwagen dar. Insofern überrascht es, dass erst in jüngerer Zeit von Spark ein akzeptables Modell des letzten Vorkriegs-Grand Prix-Mercedes präsentiert wurde – vom komplexen und teuren Top Queens-Modell einmal abgesehen. Die früheren Versuche, der Form des W154 gerecht zu werden (FDS-Metallbausatz bzw. Brumm-Diecast), erzeugten komplette „Gurken“, auch das neuere Modell von IXO überzeugt nicht. Den Spark-W154 gab es bislang nur als Fahrzeug ohne Startnummern. Beim Tripolis-Mercedes (W165) konnte man dagegen schon Ende der 1970er Jahre auf einen gelungenen Metallbausatz von Plumbies (Danhausen, made by Western Models) zurückgreifen, und das aktuelle Spark-Modell ist ebenso gelungen wie die anderen bereits gewürdigten Spark-Modelle der Grand Prix-Mercedes (Version: Modell ohne Startnummern oder Tripolis-Sieger).
Der Auto Union Typ D des Jahres 1939 unterscheidet sich in seiner Form in einigen Details von der 1938er Version, u.a. ist der Frontgrill breiter und flacher, und hinter dem Fahrer hatte der 1939er Wagen eine vergrößerte Öffnung zur Luftansaugung. Daher ist nur der alte John Day-Bausatz für das 1939er Modell direkt verwendbar, zur Modifikation des Minichamps-Modells von 1938 wäre dagegen der Einsatz eines versierten Modellbauers nötig. Aber vielleicht kommen ja Audi/Minichamps noch auf die Idee, den 1939er Typ D als Modell aufzulegen (Stand 2014).
Abschließend noch eine Anmerkung zur Nachrüstung der Mercedes-Modelle von Spark mit Startnummern: Die Mercedes-Benz Grand Prix-Rennwagen hatten meist rote Startnummern. Die Frage, ob sie wirklich immer rot waren, ist allerdings angesichts der fast ausschließlich vorliegenden Schwarz-Weiß-Bilder schwierig zu beantworten. Lange Zeit gab es keinen Anbieter von Decals mit roten Nummern, über die Google-Suchroutine habe ich aber (Stand 2014) einen Hersteller gefunden: A.C.B. Shop, Schifferstadt, Abziehbilder – Zahlen rot (1:87 – 1:43 – 1:32), Preis etwa 10 Euro.