Der Porsche 935 gehört zu den erfolgreichsten Langstrecken-Rennsportwagen. In den Jahren 1976 bis 1981 beherrschte er die Gruppe 5 in Europa und zwischen 1977 und 1983 auch die Rennen der amerikanischen IMSA-Serie.
Am Ende seiner langen Karriere blickte er auf einen Sieg in Le Mans (1979, Kremer-Porsche 935 K3), auf sechs Siege bei den 24 Stunden von Daytona (zwischen 1978 und 1983) und ebenfalls auf sechs Erfolge bei den 12 Stunden von Sebring (zwischen 1978 und 1984) zurück, von den vielen Erfolgen bei den kürzeren europäischen und amerikanischen Sportwagenrennen abgesehen.
Natürlich haben sich die unzähligen Varianten des 935, eingesetzt vom Werk als „Martini Porsche“ und von europäischen und US-Rennteams, auch in der Welt der 1:43-Modelle niedergeschlagen – angefangen mit Metallbausätzen von Minichamps (made by Western Models). Später folgten Resine-Bausätze von Record und Starter sowie Diecasts von Quartzo (935 K3), und in neuerer Zeit gibt es Modelle des 935 von Minichamps und Ebbro (Diecasts) sowie von Spark und True Scale (Resincasts) und für den versierten Modellbauer von Renaissance (Bausätze).
Ein historischer Abriss der Geschichte des 935 und der Modelle in 1:43 würde viele Seiten füllen. Daher sollen hier nur in aller Kürze die Grundtypen genannt werden, bevor ich auf die Akin-Variante des 935 von Spark eingehe.
Werkswagen: Prototyp des 935 war der Carrera RSR Turbo von 1974. 1976 setzte das Werk den Basistyp und 1977 den Typ 935/2 als Martini Porsche ein, 1978 folgte der spektakuläre 935/78 „Moby Dick“, ebenfalls im Martini-Outfit.
Privateinsätze: Ab 1977 Basistyp wie Werkswagen 1976 / ab 1979 Kremer Porsche 935 K3 / ab 1981 Kremer Porsche 935 K4 /ab 1980 Typ 935/2 basierend auf dem Werkswagen von 1977, u.a. von Jöst / ab 1982 Porsche 935L, Jöst-Replica des 1978er „Moby Dick“ / ab 1983 935 K4-Replicas, z.B. von Fitzpatrick, sowie andere Eigenkonstruktionen, z.B. 935 „Fabcar“ von Akin.
Den letzten großen Erfolg feierte der 935 bei den 12 Stunden von Sebring 1984, in der IMSA-Serie wurden 935er noch bis 1985 eingesetzt. Dagegen setzte sich in Europa 1982 die neu geschaffene Gruppe C durch, und die etablierten Porsche-Privatteams (Joest Racing, Kremer, Fitzpatrick,…) wechselten 1983 zum neuen Gruppe C-Porsche 956. In der IMSA-Serie erfolgte dieser Wechsel erst ab 1984 mit dem von Porsche angebotenen 962 IMSA. Bis dahin vertrauten die US-Teams, darunter Bob Akin, John Paul, Preston Henn, Ted Field, Charles Ivey, Dick Barbour oder Bruce Leven, dem 935, den sie auf unterschiedliche Weise von Saison zu Saison weiterentwickelten.
Einer der letzten großen Erfolge auf europäischer Bühne war sicher der 4. Platz des 935L von Fitzpatrick Racing in Le Mans 1982, hinter den drei neuen Werks-956. Dieser von Fitzpatrick und Hobbs pilotierte 935L (Startnummer 79) war ein Nachbau des legendären Werks-935/78 „Moby Dick“. Das Joest-Team hatte 1981 die Form des 935/78 übernommen, aber die einfachere Technik der 935-Kundenversion verwendet (in einigen Quellen wird er daher als 935-78/81 bezeichnet) und das Fahrzeug für die Rennsaison 1982 an Fitzpatrick weitergegeben. Das Modell in 1:43 wird seit einiger Zeit von Spark angeboten, leider mit falschen Felgen, denn der Fitzpatrick-935 lief in Le Mans 1982 immer mit den neuen bündig abgedeckten BBS-Felgen und nicht mit der älteren geschüsselten Variante, die beim Spark-Modell verwendet wird. Beim früheren Starter-Bausatz ist dies auch korrekt wiedergegeben. Schade, denn ansonsten ist das Spark-Modell tadellos, und seine Dachlinie ist eindeutig besser gelungen als beim Starter-Modell.
Das im Sommer 2011 neu von Spark angebotene Modell des Akin-935 zeigt eindrucksvoll, was sich die US-Rennteams auf der Suche nach mehr Rennspeed so alles einfallen ließen – die 911-Basis ist hier praktisch nicht mehr erkennbar, allenfalls an den Front- und Seitenscheiben und der vorderen Dachpartie (dies war so vom Reglement vorgeschrieben). Die Front wurde nach dem Vorbild des Lola T 600 der Saison 1981 gestaltet, was z.T. zur Bezeichnung „Lola Porsche“ führte. Tatsächlich ist es aber ein 935 auf einem von Akin neu entwickelten Monocoque-Rahmen.
Der Akin-935 erschien erstmals in Le Mans 1982, mit 2,8 Liter-Turbo-Motor und ca. 1130 kg Gewicht, startete dort in der IMSA-Klasse mit Akin, Cowart und Miller (Nr. 76). Leider war er noch nicht ganz aussortiert, so folgte einer recht ordentlichen Trainingsleistung (2. Platz in der IMSA-Klasse hinter dem Fitzpatrick-935) nur ein kurzes Gastspiel im Rennen, denn schon nach 2 Stunden blieb der Wagen ohne Spritzufuhr auf der Strecke stehen. Nach Le Mans gab es noch ein paar erfolgreichere Einsätze bei Rennen der IMSA-Serie. So erreichten Akin und Haywood in Mid-Ohio den 4. Platz, und zusammen mit Derek Bell schaffte Akin in Road Atlanta Platz 7. Der Akin-935 wurde übrigens nach seiner Rennkarriere von Grund auf restauriert und existiert heute noch (siehe Webseite „canepacollection“, dort mit vielen Detailfotos).
Das Spark-Modell
Den Akin-935 gab es bereits als Bausatz von Mini Racing und als Kleinserien-Fertigmodell von Gamma. Nun (2011) hat Minimax ihn ins Programm aufgenommen, unter dem Label „Spark“ in der Le Mans-Version und unter „True Scale“ als Mid Ohio-Version (Startnummer 5). Beide Varianten überzeugen durch einen hervorragenden, von Spark/True Scale bereits gewohnten Qualitätsstandard, der dem Niveau hochwertiger Kleinserienmodelle schon ganz nahe kommt. Lackierung, Decals, Funkantenne, Lufteinlässe, Gestaltung des offenen Heckteils mit Rahmen, Antriebswellen und Turbolader – alles tadellos und jedenfalls deutlich besser als beim Gamma-Modell.
Bei der Le Mans-Version war ich zunächst über die geschüsselten BBS-Felgen erstaunt, da verschiedene Bildquellen zeigen, dass der Akin-935 in Le Mans wie der Fitzpatrick-935 mit den neuen flachen Felgenabdeckungen ausgerüstet war. Tatsächlich existieren aber auch Fotos aus Le Mans mit den geschüsselten Felgenabdeckungen – was ist nun also korrekt?
Bildquellen u.a.: Pascal, Porsche in Le Mans / Moity, Tesseidre, 24 Heures du Mans 1982 (offizielles ACO-Jahrbuch) sowie Fotos über die Google-Suchroutine.
Ich vermute, der 935 wurde im Training und im Rennen mit unterschiedlichen BBS-Felgen eingesetzt, wobei man an den Fotos leider nicht eindeutig erkennen kann, ob sie im Training oder beim Rennen aufgenommen wurden. Es bleibt also offen, ob das Spark-Modell mit den geschüsselten Felgen die Trainings- oder die Rennversion ist. Bemerkenswert ist übrigens, dass das offizielle Modellfoto von Spark die „neuen“ flachen Felgen zeigt und nicht die an den Handel ausgelieferten geschüsselten Felgen.
Ähnlich verhält es sich bei den Scheibenwischern: Das Modell hat zwei Wischer (als Ätzteile sehr gelungen), aber es gibt auch hier Fotos vom Original mal mit einem und mal mit zwei Wischern. Wie so häufig, bestehen zwischen einem Fahrzeug, das in Le Mans erstmals bei der technischen Abnahme den Renn-Truck verlässt, dem Fahrzeug beim Training, beim Rennstart und schließlich bei der Zielankunft viele kleinere Unterschiede , die den Modellherstellern das Leben nicht leichter machen.
Alles in allem aber ist der Akin-935 „Red Lobster“ ein hervorragend gelungenes Modell, einer der spektakulärsten 935 in Le Mans oder anderswo – sicher kein ästhetischer Genuss, aber ein Modell , das die Dramatik der bärenstarken 935 Turbo perfekt wiedergibt.