1:43-Resincast-Modell von Spark
Der Porsche 936C stellte 1982 zusammen mit einigen anderen Fahrzeugen eine Übergangslösung auf dem Weg von der alten Gruppe 6 zur neuen Gruppe C dar.
Noch waren die „echten“ neuen Gruppe C-Sportwagen rar und exklusiv den Werksteams vorbehalten, z.B. der neue Porsche 956 oder der Ford C100. Andere Kandidaten basierten noch auf den Gruppe 6-Konstruktionen der Vorjahre, so z.B. der Rondeau M382, der Kremer Porsche CK5 oder der Porsche 936C, der 1981/82 bei Joest Racing auf der technischen Basis des 936 entstand.
Im ersten Jahr der Endurance-Weltmeisterschaft für Gruppe C-Fahrzeuge setzte Reinhold Jöst sein Eigengewächs in der WM und in Le Mans sowie bei kürzeren nationalen Rennen ein, das entsprechende Modell in rot-weißer Lackierung des Sponsors „Belga“ wurde vor einigen Monaten (Stand 2015) bereits von Spark als 1:43-Resincast vorgestellt, und die baugleiche NewMan-Variante (Norisring 1983, Stefan Johansson) wurde auf der Webseite „auto & modell“ im April 2015 von Rudi Seidel sehr positiv beurteilt. Natürlich hat er wie gewohnt auch einiges über das Originalfahrzeug erzählt. Ich kann ihn daher hier zitieren:
„Joest Racing…baute seinen 936.004, den er aus vorhandenen Teilen selbst aufgebaut hatte, nach dem Gruppe C-Reglement um. Der Radstand wurde verlängert,…und bei Zimmermann-Design…entstand eine Kunststoffkarosserie, die aus dem 936 ein Coupé machte. Angetrieben wurde der Joest 936C von einem luftgekühlten 6-Zylinder-Doppelturbo-Zweiventiler mit 2,1 Litern Hubraum und ca. 560 PS.“ Der Joest 936C „JR 005“ hatte noch den Rohrrahmen und den flachen Unterboden aus der Gruppe 6-Zeit. Der 2,1 Liter-Motor wurde ab Saisonmitte 1982 dann vom 2,5 Liter-Motor des 935 ersetzt.
Sein Debut feierte der 936C Ende März 1982 beim Interserien-Rennen auf dem Nürburgring, Pilot war der Belgier Jean-Michel Martin, der bei der Premiere einen beachtlichen 3. Platz erreichte. Dann folgten mehrere Rennen der Endurance-WM (Monza, Silverstone, Nürburgring), bei denen die beiden Brüder Martin (Jean-Michel und Philippe) durch den Routinier Bob Wollek verstärkt wurden. Im rot-weißen „Belga“-Outfit erreichte man immerhin Platz 3 in Silverstone. Beim Saisonhöhepunkt in Le Mans war man durchaus „bei der Musik“ – Platz 3 im Training und ebenfalls Position 3 ab Rennstunde 12 mit der Aussicht aufs Podium, bis der Motor ca. 2 Stunden vor Rennschluss zunehmend rauher lief, nur eine Stunde vor der Zielankunft seinen Dienst quittierte und so den Weg zum historischen Dreifach-Triumph der Werks-Porsche 956 frei machte.
Es folgten weitere WM-Läufe (Spa, Brands Hatch, Mugello), kürzere Rennen der DRM und der Interserie und zum Jahresausklang die 9 Stunden von Kyalami in Südafrika. In Mugello und Kyalami hatte der 936C im Übrigen eine andere Farbgestaltung (Vegla-weiß bzw. Lindsay Saker-weiß). Die Ausbeute der zweiten Jahreshälfte war jedenfalls mit mehreren 2., 3. und 4. Plätzen recht ordentlich. Der 936C war – typisch Joest Racing – zuverlässig, allerdings kein echter Gegner für den neuen Werks-956.
1983 setzte man bei Joest dann auf den nun käuflichen 956, der 936C rückte ins zweite Glied, wurde aber noch fleißig eingesetzt, international wieder mit den Martin-Brüdern, mit rot-weißer Belga-Lackierung. In Le Mans fiel man allerdings erneut aus. Sprint-Einsätze bei der DRM erfolgten mit Stefan Johansson am Volant mit unterschiedlichen Sponsoren (Immo Klein, New Man), und beim Saisonfinale in Kyalami fuhr man in Gold mit Warsteiner als Sponsor. Bis auf den 4. Platz beim Rennen am Norisring (Johansson) wurden aber keine Spitzenplätze mehr erreicht.
Damit war Teil 1 der Rennkarriere des 936C beendet. 1984 gehörte das Fahrzeug zwar noch zum Joest-Rennstall, wurde aber nicht mehr eingesetzt. Über zwei Jahre verschwand der 936C von der Bildfläche, um im April 1986 bei den 360 km von Monza, Lauf 1 der Sportwagen-WM, wieder aufzutauchen, nunmehr im Besitz von Ernst Schuster, bekannt aus dem damaligen historischen Motorsport. Wann der Wechsel von Joest Racing zu Schuster erfolgte, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls trat man in Monza, beim folgenden Supercup-Rennen auf dem Nürburgring und beim Le Mans-Testtag zunächst mit einer weißen Karosserie an und schaffte gleich zwei Zielankünfte, wenn auch hinter den schnellsten aktuellen Gruppe C-Fahrzeugen.
Dann folgte der Saisonhöhepunkt Le Mans: Zusammen mit Siegfried Brunn und Rudi Seher schaffte Schuster, ausgehend von einem Mittelfeldplatz in der Startaufstellung (Rang 21), am Ende nach problemloser Fahrt Platz 6 und die erste Zielankunft des 936C in Le Mans – eine tolle Leistung für ein Fahrzeug, dessen Rennpremiere vier Jahre zurücklag, das auf der Technik aus der Mitte der 1970er Jahre basierte und von Piloten gesteuert wurde, die sicher nicht der ersten Kategorie angehörten. Allerdings verfügte der „neue“ 936C nun über den stärkeren Motor des 962C mit über 2,8 Litern Hubraum.
Ab Le Mans fuhr der Schuster-936C nun in der attraktiven Lackierung in rot-weiß-gelb-dunkelblau-schwarz, teilweise mit McGregor als Sponsor (WM-Läufe in Le Mans und am Nürburgring), außerdem am Norisring (ebenfalls WM-Lauf) und beim Supercup (Hockenheim, Nürburgring). Zum Saisonfinale in Kyalami (500 km-Rennen im November) lief er dann im schwarzen Design und mit „Partquip“ als Sponsor, er schaffte dort mit Schuster und dem Südafrikaner Santana noch einen 6. Platz.
Das war das Ende der langen, von zwei Jahren „Vorruhestand“ unterbrochenen Rennkarriere des 936C. Die Höhepunkte waren sicher die beiden Auftritte in Le Mans: 1982, als man fast einen Podiumsplatz erreichen konnte, und 1986 mit dem Platz 6 mitten unter den modernen Gruppe C-Fahrzeugen.
Modelle des 936C in 1:43
Bereits ein Jahr nach dem Auftritt des Joest 962C in Le Mans 1982 gab es einen Metallbausatz von Mini Racing. Der Kleinserienhersteller wechselte später zu Resine als Gussmaterial und brachte weitere Varianten des Fahrzeugs heraus. Man beachte aber, dass es immer nur um ein einziges Fahrzeug „JR 005“ geht, das 1982 bei Joest entstand.
Mini Racing Modelle des 936C (soweit mir bekannt, Stand 2015):
Le Mans 1982, Nr. 4, Belga, Ausfall
Mugello 1982, Nr. 1, Vegla, 3. Platz
Le Mans 1983, Nr. 15, Belga, Ausfall
Spa 1983, Nr. 15, NewMan, 8. Platz
Kyalami 1983, Nr. 15, Warsteiner, 7. Platz
Le Mans 1986, Nr. 63, McGregor, 6. Platz
Die Bausätze, speziell die der neueren Resine-Generation, sind von guter Qualität, allerdings auch recht teuer (2014: über 70 Euro bei Grand Prix Models, als Bausatz wohlgemerkt).
Für viele Modellsammler waren die seit 2014 lieferbaren Großserien-Fertigmodelle des 936C der jüngsten Resincast-Generation höchst willkommen: Sowohl die Spark-Modelle als auch diejenigen von K-Models wurden in Modellberichten auf der Webseite „auto & modell“ positiv begutachtet. Ihr Preis liegt etwas unterhalb (Spark) oder oberhalb (K-Model) des Preisniveaus der Mini Racing-Bausätze, und die Qualität ist, speziell beim Schuster 936C mit seinem Vielfarben-Design, so gut, dass selbst für erfahrene Modellbauer mit dem Mini Racing-Bausatz kaum ein besseres Resultat erreichbar ist. Aus diesem Blickwinkel gesehen, erscheint ein Preisniveau von 55-70 Euro (2014, je nach Variante) für die Spark-Modelle durchaus angemessen, auch im Vergleich mit dem Bausatzpreis bei Mini Racing oder dem Preis, den man für ein professionell gebautes Mini Racing-Modell bezahlen müsste. Die in Modellforen manchmal geäußerte Kritik am Preisniveau der aktuellen Resincast-Modelle kann ich daher – jedenfalls bei solchen komplexen Modellen (Montage, Lackierung, Decals) – nicht so recht nachvollziehen.
Spark-Modelle (einschließlich Sonderserien, Stand 2014):
Le Mans 1982, Nr. 4, Belga, Ausfall / Hockenheim DRM 1982, Nr. 2, Vegla, 2. Platz (Sonderserie) / Norisring 1983, Nr. 4, NewMan, 7. Platz (Sonderserie) / Le Mans 1983, Belga, Nr. 15 (Ausfall), Modell von 2018 / Le Mans 1986, Nr. 63, McGregor, 6. Platz
K-Models:
Mugello 1982, Nr. 1, Vegla, 3. Platz
Kyalami 1982, Nr. 2, Lindsay Saker, 4. Platz
Quellen
Siehe Rubrik “Über diese Seite” → “Anmerkungen zu Minerva Endurance”.
Auf der Webseite „racingsportscars“ sind sämtliche Renneinsätze des 936C aufgeführt.