Der Alfa Romeo 8C war der Sportwagen-Star der 1930er Jahre. Der dritte große Alfa Romeo-Entwurf von Vittorio Jano (nach dem P2 Grand Prix-Rennwagen und dem 6C 1750 Sportwagen) bildete das Rückgrat der Scuderia Ferrari, und der unvergleichliche Tazio Nuvolari bleibt für immer mit diesem Alfa verbunden, der als Rennwagen und Sportwagen im Motorsport eingesetzt wurde und auch abseits der Rennpisten eine gute Figur machte – ein Multitalent also. Mit seinem Achtzylinder-Reihenmotor – zwei Vierzylinder-Alu-Blöcke hintereinander, zwei obenliegende Nockenwellen, Kompressor-Aufladung und zunächst 2300 ccm Hubraum – trat er erstmals bei der Mille Miglia 1931 an. Nuvolari und Arcangeli fuhren dort zwei neue 8C, dessen Rennkarriere hier allerdings mit einer Niederlage begann – es war das Rennen von Rudolf Caracciola mit seinem Mercedes-Benz SSKL. Kurz danach folgten aber schon die ersten Paukenschläge: Sieg bei der Targa Florio und in der Rennwagen-Variante beim Grand Prix von Italien in Monza. Und im Juni 1931 schließlich der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans, reglementgerecht als Viersitzer mit langem Radstand.
Der 8C in der kurzen Grand Prix-Ausführung erhielt nach seinem Sieg beim GP Italien 1931 den Beinamen „Monza“. Einige der 8C Monza wurden dann für kurvige Rennstrecken (Targa Florio, Mille Miglia) auch wieder in Sportwagen mit Kotflügeln und Scheinwerfern umgebaut. Auch der 1932 vorgestellte Grand Prix-Rennwagen „Tipo B“ bzw. „P3“, der erste erfolgreiche Monoposto der Renngeschichte, wurde z.B. für die Mille Miglia wieder in einen zweisitzigen Sportwagen verwandelt. Ab 1934 wurden die Motoren schrittweise auf 2,6 und später auf 2,9 Liter vergrößert.
Der Alfa Romeo 8C erreichte bei den internationalen Sportwagen-Klassikern der 1930er Jahre eine in der Vorkriegsperiode beispiellose Position: Bei den wichtigsten Langstreckenrennen der damaligen Zeit, der Mille Miglia, den 24 Stunden von Le Mans und den 24 Stunden von Spa, erreichte der 8C in 20 Rennen, an denen er zwischen 1931 und 1938 teilnahm, 16 Gesamtsiege. Das ist eine Quote von 80%, darunter vier Siege in Folge in Le Mans (1931-1934) und sämtliche Mille Miglia-Siege ab 1932. Absolut dominierend war der Alfa in den Jahren 1932 bis 1934. Auch bei anderen Klassikern war der 8C erfolgreich, z.B. bei der Tourist Trophy oder bei der Targa Florio, die allerdings nach einer freien Formel ausgetragen wurde und sowohl Sportwagen als auch Grand Prix-Rennwagen zuließ, also kein echtes Sportwagenrennen war. Bis zum Erfolgsmodell Porsche 956/962 der 1980er Jahre war der 8C jedenfalls der erfolgreichste Rennsportwagen der Geschichte (siehe Beitrag Die erfolgreichsten Rennsportwagen aller Zeiten). Dass ein italienischer Sportwagen im Übrigen auch hohen ästhetischen Ansprüchen genügt, ist selbstverständlich und den z.T. wunderschönen Karosserien von Touring und Zagato zu verdanken.
Bei den wichtigen Langstreckenprüfungen für Sportwagen wurden folgende 8C-Varianten eingesetzt, hier beispielhaft die Mille Miglia- und Le Mans-Versionen:
Mille Miglia: 8C 2300 Spider mit kurzem Radstand, Sportwagen-Karosserien von Zagato oder Touring, mit Kotflügeln, die separat oder mit der Karosserie verbunden sind, und mit zwei Ersatzrädern am Heck
Mille Miglia: 8C 2300 oder 2600 Monza, mit kurzem Radstand, aus dem zweisitzigen Grand Prix-Rennwagen „Monza“ umgewandelt (z.T. mit separaten Kotflügeln, mit Scheinwerfern, Ersatzrad seitlich angebracht)
Mille Miglia 1935: 8C 2600 P3, mit kurzem Radstand, aus dem Grand Prix-Monoposto-Rennwagen „P3“ umgewandelt (2 Sitze, separate Kotflügel, Scheinwerfer, Ersatzrad seitlich)
Mille Miglia 1936-1938: 8C 2900A („Botticella“) und 8C 2900B (mit Touring Superleggera-Karosserie)
Le Mans 1931-1935: 8C 2300 mit langem Radstand und vier Sitzen (hintere Sitze abgedeckt), Kotflügel 1931 separat, ab 1932 ohne außen angebrachtes Ersatzrad. Karosserien von Zagato oder Touring. Teilweise wurde in Le Mans auch der 8C mit dem kürzeren Radstand der Mille Miglia-Version eingesetzt, er musste in Le Mans dennoch über vier Sitze verfügen. Diese waren dann (mit Plane abgedeckte) Notsitze hinter der Hinterachse (Bucket Seats).
Mille Miglia 1931 bis 1934 – Einsätze des Alfa Romeo 8C 2300 (2600) mit kurzem Radstand und Modelle in 1:43 (Stand 2015):
1931: Renndebut des 8C, zwei 8C 2300 Spider mit Zagato-Karosserie, eingesetzt von Alfa Corse, für Nuvolari (9. Platz) und Arcangeli (Ausfall) – 1:43-Kleinserienmodell von „FB Modelli“.
1932: 13 Fahrzeuge im Einsatz, als Alfa-Werkswagen, von der Scuderia Ferrari und als Privateinsätze. Spider-Karosserien von Zagato und Touring. Plätze 1 (Borzacchini, Nr. 106), 2 (Trossi) und 5. Siegerfahrzeug mit Touring-Karosserie, 1:43-Diecast von Brumm und Kleinserienmodell von FB Modelli.
1933: 16 Fahrzeuge im Rennen, eingesetzt von der Scuderia Ferrari und als Privatfahrzeuge. Spider-Karosserien von Zagato, Touring und als „Monza“-Umbau. Sieger Nuvolari mit einem Zagato-Spider (Nr. 98), 2. Platz Cortese mit einem Monza und 3. Platz Taruffi, mit einem Zagato-Spider, weitere Plätze 4, 5, 6, 7 und 8. Modell des Siegerfahrzeugs von Brumm und FB Modelli.
1934: 17 Fahrzeuge im Rennen, eingesetzt vom Werk sowie von der Scuderia Ferrari und als Privatwagen. Sieger Varzi mit einem 8C 2600 Monza (Scuderia Ferrari), 2. Platz Nuvolari mit einem 8C 2600 Monza (Werkswagen). Weitere Plätze 3, 4, 6, 7, 8. 1:43-Kleinserienmodell des Siegers (Nr. 48) und des Dritten (Chiron, Nr. 46) von FB Modelli.
Modelle des 8C 2300 in 1:43 (Stand 2015)
Die 8C 2300-Varianten mit langem Radstand (Le Mans 1931-1934) wurden bereits von Starter (Fertigmodelle) und IXO produziert, allerdings beschränkt auf die Le Mans-Siegerwagen. Nach 2015 nahm auch Spark die in Le Mans gestarteten 8C 2300 ins Programm, darunter auch einige Fahrzeuge, die dort nicht gewonnen haben (siehe Spark-Webseite).
Einige der 8C-Alfas mit kurzem Radstand, die bei den Mille Miglia-Rennen ab 1931 am Start waren, sind schon lange beim Kleinserien-Hersteller „FB Modelli“ im Programm, heute allerdings nicht mehr ganz einfach zu beziehen. Als Diecast-Hersteller bietet Brumm die Siegerwagen von 1932 und 1933 an, allerdings in einer Qualität, wie sie für Diecasts der 1980er und 1990er Jahre üblich war. Da stehen für den Modellbauer einige Verbesserungen auf der „To Do“-Liste, insbesondere die Felgen und Reifen betreffend. Ein neueres Resincast-Modell in aktuellem Qualitätsstandard liefert Spark mit dem 8C 2300 Touring von 1932, allerdings nicht in der Mille Miglia-Version (mit den charakteristischen rot abgedeckten Zusatzscheinwerfern), sondern als „Straßenversion“ ohne diese Scheinwerfer und ohne Startnummern. Sowohl Brumm als auch Spark haben dabei den – so sagen viele – schönsten 8C 2300 „Corto“ mit der eleganten Touring-Karosserie gewählt.
Alfa Romeo 8C 2300 Touring 1932 – Resincast-Modell von Spark
Spark trifft dabei die wunderbare Linie des Touring-8C mit der schräg gestellten Frontscheibe und der interessanten Abdeckung der beiden Reserveräder am Heck deutlich besser als Brumm, dessen 8C im Vergleich etwas pummelig wirkt. Außerdem glänzt das Spark-Modell mit vielen kleinen filigranen Anbauteilen, die beim älteren Brumm-Diecast noch fehlten.
Dieser positive Gesamteindruck wird allerdings durch die Form und Größe der Speichenräder getrübt. Sie haben beim Original-Fahrzeug die Maße 19 Zoll (Felgendurchmesser) und 5,5 Zoll (Reifenbreite). Die Spark-Räder stimmen, auf den Maßstab 1:1 hochgerechnet, so leider nicht, sie haben einen Felgendurchmesser von 18 Zoll und eine Reifenbreite von fast 7 Zoll. Die Felgen sind also etwas zu klein und die Reifen zu dick und zu breit, sie haben außerdem ein allzu grobstolliges Profil. Die rote Farbe der Felgen ist hingegen durchaus eine mögliche Variante, meist waren die Felgen allerdings schwarz, in Einzelfällen wohl auch in alu-silber lackiert (jedoch niemals verchromt!).
Eine Umrüstung des Modells auf korrekte Felgen und Reifen ist möglich, aber teuer, man muss dazu wegen der beiden Ersatzräder am Heck zwei Reifen-/Felgensätze von BBR (BBR23) beschaffen. Die BBR-Felgen sind zwar etwas zu groß (umgerechnet 20 Zoll), zusammen mit schmaleren Reifen stimmt der Gesamteindruck aus Karosserie und Reifen nun aber deutlich besser als beim Spark-Original.