Im Jahr 1978 fuhr der Herausgeber dieser Webseite zum ersten Mal nach Le Mans, um die Neuauflage des 1977er Duells Porsche gegen Renault vor Ort zu erleben (siehe Bericht Le Mans 1978 – Das Duell Renault gegen Porsche. Die Franzosen setzten vier Werkswagen ein, darunter war ein brandneuer A443, der gegenüber den drei „normalen“ A442 einen um 15 cm längeren Radstand und einen um 7% größeren Motor aufwies.
Daten des A443: Radstand 2616mm (gegenüber 2466mm beim A442), Länge 4960mm (gegenüber 4800mm beim A442), Hubraum 2138ccm (gegenüber 1997 ccm beim A442), Gewicht in Le Mans ca. 760 kg (ca. 50 kg leichter als der Porsche 936), Spitze in Le Mans ca. 365 km/h.
Porsche hatte seinen 1977 siegreichen 936 zum 936/78 weiterentwickelt, nunmehr mit vier Ventilen pro Zylinder, wassergekühltem Zylinderkopf und einigen Karosserieveränderungen. Zwei neue 936/78 wurden durch einen 936 nach Vorjahresstand unterstützt, hinzu kam der neu entwickelte Gruppe 5-Porsche 935/78 („Moby Dick“).
Angesichts der im Vergleich zu heutigen Zeiten hohen Defektanfälligkeit der Gruppe 6-Sportwagen folgte man bei den beiden Protagonisten der aus den 1950er und 1960er Jahren üblichen Renntaktik, ein schnelles Fahrzeug – den „Hasen“ – zu bestimmen und die übrigen Autos des Teams im Rennen im Interesse einer Zielankunft ein wenig zurückzuhalten. Dies galt 1978 insbesondere bei Renault: Der neue A443 war dazu bestimmt, im Training die Pole Position anzugehen und in der ersten Rennphase das Tempo vorzugeben, um Porsche womöglich eine zu hohe Marschgeschwindigkeit aufzuzwingen. Das Stehvermögen des A443 wurde von den Franzosen dagegen eher zurückhaltend beurteilt.
Natürlich läuft das Rennen in Le Mans nie so ganz nach den Drehbüchern der Teams, aber im Falle des A443 entsprach die Renngeschichte in etwa den Erwartungen: Depailler schaffte die zweite Trainingszeit (3:28,4) nach Jacky Ickx mit dem Porsche 936/78 (3:27,6), und die bei weitem schnellste Rennrunde ging an Jabouille (3:34,2). Die Nr. 1 ging nach dem Start auch sofort klar in Führung, dann wurde man für ein paar Stunden durch kleinere Defekte etwas zurückgeworfen, aber Abends um 22:30 Uhr holte sich das schnellste Auto im Feld die Führung zurück und hielt die Position 1 bis morgens um 9:30, als ein Motorschaden das plötzliche und unerwartete Ende bedeutete.
Am Ende war das Resultat wieder Le Mans-typisch: Unter den Sieganwärtern gewann das Fahrzeug mit der kürzesten Boxen-Standzeit: Der siegreiche Alpine Renault A442B mit der Startnummer 2 stand dort ca. 33 Minuten, über eine halbe Stunde weniger als der zweitplatzierte Porsche mit der Nummer 6 (68 Minuten) und kürzer als der Drittplatzierte (Porsche 936/77, 48 Minuten) und der Vierte (Alpine Renault A442 Calberson, 56 Minuten). Ohne die Getriebereparatur, die über 40 Minuten in Anspruch nahm, hätte der 936/78 (Nr. 6), der meist von Ickx und Wollek gefahren wurde, wohl gewonnen. Der Werks-Porsche 935/78 hatte mit 149 Minuten Standzeit dagegen keine Siegchance. Pironi und Jaussaud feierten so einen viel umjubelten französischen Sieg. Die Stuttgarter retteten zwar ihre Ehre mit den Plätzen 2 und 3, aber in LeMans zählt natürlich vor allem der oberste Platz auf dem Podium.
Das Modell: Endlich ein korrektes Diecast-/Resincast-Modell des A443
Die ersten Renault-Modelle in 1:43 kamen als Metall-Bausätze von Mini Racing und später als Resine-Kits von Starter heraus. Der damalige Diecast-Marktführer Solido brachte den Siegerwagen A442B, aber nicht den längeren A443. Auch Provence Moulage und Diecast-Hersteller IXO (bzw. Altaya) begnügten sich mit dem A442. Dann freuten wir uns über Diecasts von Minichamps, wurden aber gleich wieder enttäuscht, denn Minichamps machte es sich allzu leicht und übernahm für den A443 den Radstand des A442 – eine verpasste Gelegenheit. Nun endlich hat Spark mit seinen Resincast-Modellen der Alpine Renault die Unterschiede zwischen dem A442 und A443 beachtet, wer also nicht auf einen Starter-Bausatz des A443 zurückgreifen kann oder will, hat endlich ein korrektes Modell des schnellsten Le Mans-Fahrzeugs von 1978 im Angebot.
Auch sonst kann das Spark-Modell des A443 voll überzeugen. Gemessen am Radstand ist es maßstabgerecht, Lackierung und Decals sind einwandfrei, die meisten Belüftungsöffnungen sind wirklich Öffnungen und nicht nur durch Decals dargestellt, Belüftungsschlitze sind schwarz hinterlegt. Die kleine Funkantenne ist fein genug, ein Fortschritt gegenüber früheren Diecast-Modellen, Scheinwerfer und Rückleuchten sowie der Innenraum sind überzeugend gestaltet, und die seitlichen Skirts wurden ebenfalls nicht vergessen.
Bleibt noch die Frage, ob die Reifen wie ansonsten in dieser Zeit üblich Reifenaufkleber (Michelin) hatten oder nicht. Es gibt leider nur wenige Fotos vom stehenden Originalfahrzeug in Le Mans 1978, die zum Rennstart entstanden sind, und anhand von Fotos von fahrenden Fahrzeugen kann man die Frage bekanntlich nicht klären. Die verfügbaren Fotos deuten wohl eher darauf hin, dass die Reifen auch zum Rennstart keine Michelin-Schriftzüge hatten, insofern hat Spark dies korrekt wiedergegeben – ich muss die voreilig nachgerüsteten Decals beim A443 (siehe Fotos) dann wohl wieder entfernen.