Offene Version, Einsatz am Nürburgring im August 1953, 1/43-Modell von Leader (BBR)
Ein umfassender Bericht zum Porsche 550 der Jahre 1953-1958 kann hier aufgerufen werden. Dort finden sich auch Quellenhinweise zu diesem Beitrag.
Der „550“ war Porsches erster Rennsportwagen, entwickelt 1952/53. Nach den frühen Sporteinsätzen mit dem Heckmotor-356 (1951/52) war der 550 eine Mittelmotor-Konstruktion, gezielt für den Wettbewerb in Sportwagenrennen geschaffen, mit dem sich Porsche in den Jahren 1953 bis 1955 seine ersten internationalen Lorbeeren verdiente und in den Rennen zur Deutschen Sportwagenmeisterschaft in der 1,5 Liter-Klasse von Beginn an erfolgreich war.
Sein Debut feierte der 550 Ende Mai 1953 beim Eifelrennen auf dem Nürburgring, dem ersten Lauf der Deutschen Sportwagenmeisterschaft. Helm Glöckler schaffte auf Anhieb den Sieg in der stark umkämpften 1,5 Liter-Klasse gegen Borgward, EMW, Veritas, AFM und den von Cousin Walter Glöckler eingesetzten „Glöckler Porsche“.
Während der Entwicklung des 550, etwa ab Mitte 1952 bis zum Renndebut im Mai 1953, liefen unter der Gesamtleitung des Porsche-Chefkonstrukteurs Karl Rabe zwei Prozesse parallel ab: Erstens entstanden das Mittelmotor-Chassis und die Karosserie des neuen Porsche auf Basis der Erfahrungen von Walter Glöckler und Hermann Ramelow, der beiden Schöpfer der Glöckler Rennsportwagen. Bei Wilhelm Hild, Leiter der Rennabteilung, liefen dabei die Fäden zusammen. Die beiden im ersten Rennjahr bei der Firma Weidenhausen gebauten Autos (Nr. 001 und 002) hatte noch Ähnlichkeit mit den jüngeren Glöckler Porsches (die wurden dort ebenfalls gebaut), sie waren aber etwas größer, vor allem breiter, und übernahmen einige Details, z.B. den Radstand, vom Serien-356. In seinem ersten Jahr war der 550, eingesetzt als offener Zweisitzer oder mit Coupé-Aufsatz, noch mit dem bekannten 1,5 Liter-Boxermotor aus dem 356 unterwegs (Typ 528). Simultan entstand ab Sommer 1952 dann der berühmte Doppelnockenwellen-Boxer „547“, konstruiert von Ernst Fuhrmann, der für Porsches ersten Rennsportwagen bestimmt war. Anlässlich des Sportwagenrennens auf dem Nürburgring im August 1953 fuhr der Porsche 550 (Fahrzeug Nr. 003) erstmals mit dem neuen Motor, allerdings nur im Training. Die internationale Premiere folgte dann – nach einem Kurzauftritt beim Bergpreis am Schauinsland (August 1953) – im Mai 1954 bei der Mille Miglia.
Für die Rennen 1953 entstanden also zunächst die beiden Fahrzeuge 001 und 002, die noch mit dem leicht frisierten 1,5 Liter-Motor aus der 356-Serie angetrieben wurden. Dieser Boxer mit einer zentralen Nockenwelle („OHV“) leistete im 356 Super ca. 70 PS, in Le Mans kam man bei handelsüblichem Benzin (damals von mäßiger Qualität) auf knapp 80 PS, und bei den kürzeren Rennen zur DSM erreichte man mit dort erlaubtem Rennbenzin über 90 PS. Die Karosserie entstand bei der Firma Weidenhausen als offene Version und wahlweise mit einem Coupé-Aufsatz (Le Mans, Avus).
Weitere Daten: Motor Porsche Nr. 528, Vierzylinder-Boxermotor, luftgekühlt, 84x74mm=1488ccm Hubraum, zentrale Nockenwelle (OHV), Verdichtung 9:1, 2 Vergaser, 4 Gänge. Rohrrahmen (Leiterrahmen), Drehstabfederung, Pendelachse hinten, Trommelbremsen, Reifen vorn 5,00×16 / hinten 5,25×16, Radstand 2100mm wie beim 356, Länge 3600mm, Breite 1550mm, Leergewicht knapp 600 kg.
Renneinsätze 1953 im Rahmen der Deutschen Sportwagenmeisterschaft (Klasse der 1,5 Liter Sportwagen):
Der neue Porsche 550 wurde erstmals am 31. Mai beim Eifelrennen am Nürburgring eingesetzt. Das Fahrzeug Nr. 001 mit der Startnummer 131 wurde von Helm Glöckler gefahren (das zweite Auto mit der Nr. 002 war da noch nicht rennfertig) und gewann das Rennen. Nach dem Auftritt in Le Mans im Juni kehrten die beiden 550 zur Meisterschaft zurück und starteten am 12. Juli auf der Avus mit dem in Le Mans verwendeten Coupé-Aufsatz. Die Nr. 001 (Startnr. 131) mit Helm Glöckler fiel nach einem Unfall aus, die Nr. 002 (Startnr. 132) mit Hans Herrmann holte Platz 2 hinter einem Borgward Hansa RS. Am 2. August fand das nächste Rennen zur Sportwagenmeisterschaft statt, wieder am Nürburgring anlässlich des Großen Preises von Deutschland (WM-Lauf der Formel 2). Den „Rheinland-Pfalz Preis“ gewann Hans Herrmann mit dem Wagen 002 (Startnr. 132), Helm Glöckler mit dem Auto 001 (Startnr. 131) fiel erneut aus. Das vierte Rennen zur Meisterschaft war der Bergpreis am Schauinsland am 9. August. Wieder gewann Hans Herrmann (002, Startnr. 141), Helm Glöckler kam auf Platz 4 (001, Startnr. 131). Hans Herrmann wurde mit 16 Punkten Deutscher Meister in der 1,5 Liter-Klasse, vor Karl-Günther Bechem (Borgward) mit 13 Punkten und Helm Glöckler mit 8 Punkten.
Nach dem Bergrennen wurden die beiden Prototypen 001 und 002 an Jaroslav Juhan (Guatemala) verkauft. Beim 1000 km Rennen auf dem Nürburgring Ende August 1953, dem deutschen Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft, war daher kein Werks-550 am Start, und die beiden neuen Fahrzeuge (003 und 004) waren da noch nicht rennfertig.
Renneinsätze 1953 und 1954 im Rahmen der Sportwagen-Weltmeisterschaft
Le Mans am 13./14. Juni sah den ersten internationalen Einsatz des Porsche 550. Hier starteten beide Autos, die Nr. 001 und erstmals die Nr. 002, mit der Hardtop-Variante und holten gleich den Doppelsieg in der 1,5 Liter-Sportwagenklasse. Auto Nr. 002 (Startnr. 45) mit Richard von Frankenberg und Paul Frère auf Platz 15 sowie Nr. 001 (Startnr. 44) mit Hans Herrmann und Helm Glöckler auf Platz 16.
Zum Ende des Jahres traten die beiden Fahrzeuge beim letzten WM-Lauf in Mexiko bei der Carrera Panamericana an (23. bis 27. November). Die beiden Autos gehörten nun dem in Guatemala lebenden Tschechen Jaroslav Juhan. Die Nr. 001 (Startnummer 154) fuhr Juhan selbst, er fiel aber aus. Die Nr. 002, wie die 001 als Coupé am Start, fuhr mit der Startnummer 152 mit José Herrarte Ariano am Steuer zum Klassensieg in der 1,6 Liter-Kategorie (Platz 32 in der Gesamtwertung), nachdem die beiden Werksporsche (003 und 004) und die Borgward Hansa RS ausgefallen waren.
Die beiden 550 traten auch in der Sportwagen-WM 1954 in Erscheinung: Zum Saisonbeginn waren sie bei den 1000 km von Buenos Aires am Start. Auto Nr. 001 war mit Jaroslav Juhan und Antonio Asturias Hall aus Guatemala besetzt, fuhr mit der Startnummer 58 in der offenen Version auf Platz 9 in der Gesamtwertung und schaffte den Sieg in der 1,5 Liter-Klasse. Die Nr. 002 (Startnr. 68) kam, ebenfalls in offener Form, auf Platz 13 Gesamt und Platz 5 in der 1,5 Liter-Klasse. Am Steuer saß José Sala Herrarte Ariano (Guatemala).
Bei der Carrera Panamericana zum Saisonende trat das Auto Nr. 001 in der offenen Version als Privateinsatz des Mexikaners Salvador López Chávez an, der später die bekannte Schuhfabrik „Calzado Canadá“ gründete und über viele Jahre leitete. Er erreichte Platz 28 im Gesamtklassement bzw. Platz 5 in der 1,5 Liter-Wertung.
Die Zeit danach: Im Übrigen waren die beiden 550 (001 und 002) auch danach noch bei kleineren Rennen vor allem in Süd- und Mittelamerika aktiv. Die Nr. 001 wurde so noch mehrere Jahre eingesetzt, galt dann längere Zeit als verschollen und tauchte Ende der 1990er Jahre in verfallenem Zustand in besagter Schuhfabrik in Mexiko auf. Dann erwarb ein Australier das Auto. Bei Joe Cavaglieri in Sherman Oaks (Kalifornien) wurde es neu aufgebaut, und nach weiteren Irrungen konnten die Arbeiten 2005 in Florida abgeschlossen werden, und seitdem ist der 550 Nr. 001 so, wie es als Coupé bei der Carrera Panamericana 1953 fuhr (das Juhan-Auto), bei vielen Ausstellungen und Veranstaltungen sowie auf vielen Foto im Internet zu sehen. Die weitere Geschichte um die Nr. 002 ist dem Autor leider nicht bekannt.
Modelle des Porsche 550 (001 und 002) in 1/43
Die meisten Modelle dieser beiden Fahrzeuge stellen die Coupés dar, die 1953 in Le Mans oder bei der Carrera Panamericana am Start waren. Resincast-Fertigmodelle stammen von Spark (Le Mans) und True Scale (Carrera). Kleinserienmodelle und Bausätze wurden von Leader (BBR) und Starter produziert (Le Mans und Carrera) bzw. von Vroom (nur Le Mans) und MA Scale (nur Carrera). Und in den 1970er Jahren gab es bereits Metallbausätze von Grand Prix Models (Classic Cars).
Darüber hinaus produzierte Leader (BBR) noch den 550 Nr. 001, der in offener Version bei der Carrera Panamericana 1954 am Start war (Sponsor „Canada“) – lieferbar als Bausatz oder auch als „factory built“-Fertigmodell, und bei Starter war dieses Auto ebenfalls als Bausatz im Programm.
Leider hatten beide Hersteller (oder andere) nicht die Versionen der Autos vorgesehen, die bei der Deutschen Sportwagenmeisterschaft am Start waren. So fehlt (2023) also immer noch ein Modell des 550 beim Debutrennen im Mai 1953 am Nürburgring. Vroom liefert nur den Bausatz zum 1953er Fahrzeug Nr. 003 mit dem neuen Fuhrmann-Motor, das aber schon eine andere Form hatte.
Da die Form des „Canada“-550 mit der Form der 550er Nr. 001 und 002 aus der deutschen Rennserie weitgehend identisch ist, kann man das Leader-Modell als gute Basis verwenden. Kleine Unterschiede, die man bei gründlicher Fotorecherche aufdeckt, können vom Modellbauer bereinigt werden, wenn man im Handel oder auf Modellbörsen noch ein Leader-Modell als Bausatz auftreibt oder ein Fertigmodell findet und die Decals und den Lack der Karosserie entfernt. Falls man – so wie im folgenden Beispiel – nur die Decals entfernt, müsste das Fertigmodell nicht zerlegt und abgebeizt werden. Dann wäre aber nur die offene Version vom August 1953 passend, da die Nr. 001 beim Debut im Mai noch keine Zusatzscheinwerfer unter den Hauptscheinwerfern aufwies, die im Leader-Guss enthalten sind. Daher wird im Folgenden das Auto Nr. 002 gezeigt, mit dem Herrmann im August am Nürburgring gewann – entstanden auf Basis des Leader-Modells der Carrera 1954.
Das Modell von Leader (BBR)
Beim hier gezeigten Modell wurden die Leader-Felgen gegen die Felgen der Vroom-Bausätze ausgetauscht und dünnere Reifen aufgezogen, die Leader-Reifen fallen etwas zu dick aus und die Felgen sind etwas zu groß (umgerechnet ca. 17 Zoll statt 16). Die Ziffern zur Startnummer „132“ mussten in der Decal-Reservebox gesucht werden, wobei die „1“ am Fahrzeug (August 1953, Nürburgring) keinen Aufstrich hatte. Die Decal-Bestände lieferten allerdings keine Ziffern in genauer Größe und Form, außerdem ist auf den Fotos von 1953 (nur in SW) nicht erkennbar, ob die Startnummern tatsächlich schwarz oder vielleicht doch farbig (rot?) waren. Daher wurden die Decals noch nicht fixiert, um sie im Notfall zu entfernen. Sollte sich die Frage nach der Farbe der Startnummern noch klären, wird dieser Bericht entsprechend aktualisiert. Und schließlich hat der Leader-Bausatz ebenso wie der Starter-Kit des 1954er „Canada“ Modells den falschen Einend-Auspuff des Porsche 550 mit dem Fuhrmann-Motor. Tatsächlich fuhr der 550 (001) bei der Carrera Panamericana 1954 aber noch mit dem OHV-Motor aus dem Porsche 356, und der hatte – ähnlich wie beim Volkswagen – zwei Auspuffenden, das gilt natürlich auch für die 550er in der Deutschen Sportwagenmeisterschaft 1953. Das wurde hier entsprechend korrigiert. Schließlich: Die Front der Karosserie ist beim Leader-Modell nicht so gelungen, da der untere Bereich um die Zusatzscheinwerfer bei Leader zu weit nach vorn steht, das war beim Starter-Kit besser modelliert. Dies wurde am hier abgebildeten Modell aber nicht verbessert.
Der Modell-Prototyp von PL
Die Fotos vom unfertigen und nur grundierten Modell des 550 stammen von einem Modell-Prototyp, den PL (Peter Lindemeyer) als Vorlage für einen geplanten Vroom-Bausatz hergestellt hat – vermutlich auf der Grundlage des Starter-Kits des 1954er „Canada“-Autos. Man beachte die detaillierte Gestaltung der Unterseite des Autos (mit korrekter Auspuffanlage) und des Cockpits. Leider ist das Modell bei PL nie vollendet worden, und der Hersteller konnte sich offenbar nicht für eine Weiterentwicklung des Entwurfs zur Marktreife entschließen – schade!