Neben Henri Pescarolo und Hughes du Chaunac ist Yves Courage einer der drei Franzosen, die seit 1980 mit unermüdlichem Einsatz versucht haben, beim großen Endurance-Klassiker Le Mans zu gewinnen und damit die französischen Nachkriegserfolge von Matra (1972-74), Rondeau (1980) und Peugeot (1992, 1993, 2009) zu kopieren.
Bis 2017 hatte nur du Chaunac einen Sieg bei den 24 Stunden geschafft, allerdings nicht mit einem französischen Fabrikat, sondern mit dem Wankel-Mazda 787 im Jahr 1991. Seinen Einsätzen mit dem Oreca LMP1 in den Jahren 2008-2010 oder mit dem Peugeot 908 (2010 und 2011) blieb dagegen ein Sieg verwehrt (Immerhin gehörte er als wichtiger Partner zum ab 2018 endlich erfolgreichen Sturm Toyotas auf die Bastion Le Mans). Gleiches gilt für Pescarolo, der mit LMP-Sportwagen in der Zeit 2004 bis 2012 unter seinem Namen in Le Mans startete. Zuvor setzte das Pescarolo Team 1999-2003 die Courage Sportwagen ein. Größte Erfolge waren zweite Plätze in den Jahren 2005 und 2006 (siehe Bericht).
Die Le Mans-Einsätze der Sportwagen von Yves Courage reichen bis zum Jahr 1982 zurück, als er bei der Premiere der Gruppe C mit einer eigenen Konstruktion antrat, angetrieben von einem bewährten Ford Cosworth-Motor. Courage gehörte selbst zum Fahrerteam, unterstützt von seinen Landsleuten Grand und Dubois. Zuvor war er bereits viermal in Le Mans gestartet, 1977 und 1978 mit einem Porsche (Carrera bzw. 930), 1980 mit einem Chevron B36 Sportwagen in der kleinen 2-Liter-Klasse, und 1981 mit einem Lola BMW T298, mit dem er den 18. Platz erzielte und die 2-Liter-Sportwagenklasse (Gruppe 6) gewann. Den Lola gibt es übrigens als Resincast-Modell von Bizarre.
1982 bis 1984 wurden die Cougar C01 bzw. C02 von Ford Cosworth-V8-Saugmotoren angetrieben, man sah allerdings in allen drei Jahren nicht die Zielflagge. Mit dem 3,3 Liter-Ford-Motor war der Cougar gegen die starke Konkurrenz, insbesondere von Porsche, chancenlos. 1985 folgte dann der Wechsel zu Porsche: Die Motor-/Getriebeeinheit des Typ 935 lieferte nun ausreichend Leistung und war auch zuverlässig genug um endlich Zielankünfte zu ermöglichen. Bis zum Ende des Gruppe C-Reglements blieb Courage bei Porsche-Motoren, die die stetig weiter entwickelten Cougar Coupés antrieben, vom C12 (1985) bis zum C28LM (1992). Größter Erfolg in diesen Jahren war 1987 der 3. Platz des C20 mit Courage, Raphanel und Regout als Piloten. Auch 1993/94 kamen jeweils drei geschlossene Sportwagen zum Einsatz in Le Mans, wiederum mit Porsche-Motoren, nun allerdings nicht mehr als „Cougar“ sondern als „Courage“ (C30LM und C32LM), 1994 bereits in der neuen Le Mans-Klasse „LMP1“.
Bemerkungen zum erfolgreichen Einsatz des C20 in Le Mans 1987 folgen am Ende dieses Berichts.
1995 folgte dann der Wechsel zum offenen C34, der in der neuen WSC-Klasse (World Sports Car) startete und ebenfalls mit dem bewährten Porsche-Antriebsstrang ausgerüstet war. Ihm gelang der bis heute größte Erfolg eines Courage: Bob Wollek, Mario Andretti und Eric Helary hatten über weite Teile des Rennens das schnellste Auto im Feld, konnten dies aber aufgrund der Wetterverhältnisse (Dauerregen) nicht ausspielen. Hinzu kam ein Ausrutscher Andrettis auf regennasser Piste. So verpasste man den großen Erfolg, Teamchef Courage und Bob Wollek kamen um ihren lange ersehnten ersten Le Mans-Sieg, und Andretti verpasste die Chance mit Graham Hill gleichzuziehen, der bis dahin (und bis heute, 2023) der einzige Pilot blieb, der die drei Juwelen des Motorsports, Monaco Grand Prix, Indianapolis und Le Mans, gewann und zusätzlich noch Formel 1-Weltmeister wurde. Mario Andretti war jedenfalls nahe dran es Graham Hill gleichzutun.
Die weiteren Einsätze der offenen Courage LMP1-Sportwagen in den Jahren 1996 bis 2007 erfolgten mit Motoren von Porsche, Nissan, Peugeot, Judd, Mugen oder AER. Im Jahr 2007 wurde Courage Racing an Oreca verkauft, der Sitz des Rennstalls verblieb aber weiterhin auf dem alten Courage-Grundstück innerhalb des Le Mans-Rennkurses.
1996 bis 1998 fuhren die Courage C36, C41 und C50 weiter mit den bewährten Dreiliter-Porsche-Turbomotoren. Größter Erfolg in Le Mans war der vierte Platz des C41 im Jahr 1997. 1998 und 1999 fuhren die neuen C51 und C52 dann mit Nissan-Turbomotoren. Im Jahr 2000 wechselte man beim C52, eingesetzt vom Team Pescarolo, zu einem 3,2-Liter Peugeot-Turbomotor und holte in Le Mans Platz vier hinter den drei Audi R8. Parallel fuhr ein neuer Werks-Courage C60 mit einem Vierliter-Judd-Saugmotor. Auch in den folgenden Jahren bis 2004 starteten Courage-Sportwagen in der LMP1-Klasse zweigleisig: Courage selbst setzte die Fahrzeuge C60, C60X und C65 ein, das Team Pescarolo blieb dagegen beim C60, schuf für dieses Modell aber eine aerodynamisch stark überarbeitete Karosserie, speziell auf den schnellen Kurs in Le Mans zugeschnitten. Ab 2005 gingen die Courage zunehmend in die LMP2-Klasse, Courage Competition war aber noch bis 2007 auch in der LMP1-Klasse vertreten (C60, LC70 mit Judd-, Mugen- und AER-Motoren), und Pescarolos C60 mit Judd-Motoren fuhren nun offiziell unter seinem Namen.
Modelle in 1:43
Sucht man nach 1:43-Modellen aus der ersten Periode der Courage-Renneinsätze (1982 bis 1994), musste man bis 2018 immer noch auf ältere Bausätze zurückgreifen. In den meisten Fällen sind dies Resine-Kits von DAM (älterer Name: TeamT), nur die Courage von 1987, 1993 und 1994 sind (auch) von Starter produziert worden. Vor ein paar Jahren erschien dann von JPS ein aktueller Resine-Bausatz des C20, der in Le Mans 1987 den dritten Platz erreichte. Resincast-Marktführer Spark hatte die Gruppe C-Cougars jedenfalls bis 2018 noch nicht auf dem Schirm. Danach nahm Spark nach und nach die Cougar-Fahrzeuge ins Programm (siehe Spark-Webseite).
Die offenen Courage der Jahre 1995 bis 2000 wurden als Bausätze von Provence Moulage produziert (der C34 von 1995 auch von Starter). Mittlerweile sind fast alle Le Mans-Fahrzeuge dieser Jahre auch bei Spark aufgelegt worden (siehe Spark-Webseite).
Übersicht: Renneinsätze von Cougar/Courage in Le Mans 1982 bis 2000, Modelle in 1:43 (Stand 2018)
Ein Bericht zum DAM-Resinebausatz des Cougar C01 (Le Mans 1982) kann hier aufgerufen werden, ebenso ein Bericht zum DAM-Kit des C12 von 1985.
Cougar C20, Le Mans 1987
Der erfolgreichste Gruppe C-Einsatz eines Cougar in Le Mans war der des C20 von 1987. Pierre-Henri Raphanel stellte das Fahrzeug auf Platz sechs in der Startaufstellung, er lag gleich hinter den beiden Werks-Porsche 962C und den drei Werks-Jaguar XJR8-LM, und mit seiner Trainingszeit von 3:26,2 blieb er vor den beiden Sauber Mercedes und allen privaten Porsche 962C. Der am Ende zweitplatzierte Obermaier-Porsche 962C (Nr. 72), der ebenso wie der Cougar von Primagaz gesponsort wurde, stand mit einer Trainingszeit von 3:36,8 nur auf Platz 18, absolvierte das Rennen aber ohne Zwischenfälle, während sich der Cougar bei zwei unplanmäßigen Stopps 28 Minuten an der Box einhandelte – ohne diese beiden Probleme (Benzinzufuhr, Antriebswelle) hätte man also locker Platz Zwei hinter dem Rothmans Porsche 962C mit Stuck-Bell-Holbert erreichen können. Die gute Platzierung profitierte dabei von vielen Ausfällen der Spitzenteams, insbesondere vieler privater Porsche 962C (Joest, Kremer), z.T. verursacht durch ein nicht zur schlechten Spritqualität passendes Motormanagement. So erreichten nur fünf der 20 trainingsschnellsten Fahrzeuge das Ziel nach 24 Stunden.
Quellen: Siehe Rubrik „Über diese Seite“ → „Anmerkungen zu Minerva Endurance“
Insbesondere: Chr. Moity, J.-M. Teissedre, 1987 Le Mans 24 Hours, Official Annual Yearbook, Automobile Club de´l Ouest, Autotechnica (Hrsg.), 1988 / Webseiten: racingsportscars / wikipedia