Rennkarriere in Stichpunkten, Stand 2013, aktualisiert 2022:
Geboren 1941 in Middlesex (England). Erste Rennen 1964. 1965 erste Renneinsätze in der Formel 3 (Lotus). Ab 1968 in der Formel 2 (Brabham, Ferrari), Starts in der F2-Europameisterschaft. Ende 1968 Werksvertrag bei Ferrari, Formel 1-Debut in Monza 1968. Bis 1974 neun Formel 1-Starts in verschiedenen Teams, ohne größere Erfolge.
Ab 1970 Sportwagenrennen: 1970 bei Ferrari, 1971 im Gulf-Porsche-Werksteam. Danach Starts mit dem Mirage-Team und mit Alpine-Renault, ab 1980 wieder bei Porsche. Porsche-Werksfahrer 1980-1988, danach in privaten Porsche-Teams (Joest, Kremer u.a.). In den USA (IMSA-Serie) Einsatz in diversen Teams, meist Porsche. Zuletzt zwei Le Mans-Starts 1995/96 mit dem McLaren BMW F1. 2001-2003 technischer Berater im Bentley-Team (Sieg in Le Mans 2003).
Sportwagen-Weltmeister 1985 und 1986 / 26 Starts in Le Mans (1970-1996), 5 Gesamtsiege, 2 zweite und 2 dritte Plätze / 17 Starts in Daytona (1971-1997), 3 Siege und 4 zweite Plätze / 13 Starts in Sebring (1971-1995), kein Sieg, 4 zweite Plätze.
Nach Jacky Ickx und Tom Kristensen, den beiden erfolgreichsten Sportwagen-Piloten der Nachkriegszeit, rangiert Derek Bell – Stand 2021 – an dritter Stelle der „ewigen“ Rangliste der Endurance-Rennen seit 1947. Mit 23 Endurance-Siegen lag er sogar auf Platz 2 hinter Ickx (36) und knapp vor Pescarolo (22) (siehe Die erfolgreichsten Langstrecken-Piloten 1947 bis 2021), und seine fünf Le Mans-Siege wurden bis 2021 nur von Ickx (6) und Kristensen (9) übertroffen.
Mit dieser eindrucksvollen Bilanz, in der nur ein Sieg in Sebring fehlt, und als zweifacher Sportwagen-Weltmeister (1985 und 1986), wurde er von der Queen als „MBE“ („Master of British Empire“) geadelt und von den Rennsport-Anhängern als „Master of Endurance“ gefeiert.
Derek Bell war einer der Grundpfeiler des Porsche-Engagements der Gruppe C-Ära der 1980er Jahre, er war der Teamplayer, kongenialer Partner der Stars wie Jacky Ickx, Stefan Bellof oder Hans-Joachim Stuck. Er erreichte nicht immer und überall deren Grundschnelligkeit (mit Ausnahme von Spa, wo Derek immer besonders stark fuhr), konnte das Auto aber stets schnell, zuverlässig und behutsam bewegen, auch und besonders in den Nächten von Le Mans oder unter widrigen Bedingungen. Ausritte ins Kiesbett? Schaltfehler oder riskante Manöver? – Fehlanzeige: Ein „Master of Endurance“ eben.
So überzeugend sich seine Erfolge im Porsche 956/962 der 1980er Jahre auch darstellen – der Weg dorthin war alles andere als gradlinig: Erfolglose Versuche in diversen unterlegenen Formel-Rennwagen und wechselhafte Erfolge in den verschiedensten Sport- und Tourenwagenteams in den 1970er Jahren deuten noch in keiner Weise auf die späteren großen Erfolge hin: Derek Bell erging es wie Hans-Joachim Stuck – erst mit dem Wechsel zum Porsche-Werksteam fand er die Erfolgsspur, die seinem Fahrtalent entsprach.
Dabei begann seine Sportwagen-Karriere durchaus vielversprechend, zunächst 1970 mit dem Ferrari 512 S und dann bereits bei Porsche: Mit Jo Siffert bildete Derek Bell 1971 eines der beiden Fahrer-Teams der Gulf-Porsche 917. Allerdings sprang dabei nur ein Sieg in Buenos Aires heraus.
Es folgten Jahre beim Gulf Mirage-Team von John Wyer mit gelegentlichen Erfolgen, Abstecher ins Renault-Werksteam (Le Mans 1977 und 1978) oder in den Alfa Romeo 33 TT12-Sportwagen (1975). Immerhin gelang in dieser Zeit der erste Le Mans-Sieg zusammen mit Jacky Ickx im Gulf Mirage 1975 – Dereks wichtigster Erfolg der 1970er Jahre.
1980 folgte dann die Rückkehr zu Porsche, zunächst im seriennahen 924 GT in Le Mans. 1981 gelang dann sein zweiter Le Mans-Sieg, wieder mit Jacky Ickx, im Porsche 936/81.
Es folgten fünf erfolgreiche Jahre im Rothmans-Team als Partner von Ickx (1982/83), Bellof (1983/84) und Stuck (1985/86). In dieser Zeit gewann Derek Bell nicht weniger als 14 Rennen der Gruppe C-Weltmeisterschaft, darunter allein sieben mit dem unvergessenen Stefan Bellof, und er schaffte die Le Mans-Siege Nr. 3 (1982 mit dem 956 und Partner Ickx) und 4 (1986 mit dem 962C und den Partnern Stuck und Holbert).
Sein fünfter Le Mans-Sieg 1987, wie 1986 im 962 C mit Stuck und Holbert, erzielt gegen die starke Konkurrenz von Jaguar, war vielleicht einer der schönsten Erfolge.
Nicht vergessen sollte man aber auch die äußerst knappen Niederlagen in Le Mans 1983 (im 956 mit Ickx) und 1988 (im 962 C mit Stuck und Ludwig), Derek Bell bezeichnete einmal in einem Interview das Rennen von 1983 als seine stärkste Le Mans-Vorstellung. Eigentlich konnte man fast immer sicher sein, dass ein mit Derek Bell besetztes Auto in Le Mans auch ans Ziel kommt.
Die Gesamtbilanz stellt sich so dar: 23 Siege in wichtigen internationalen Endurance-Rennen (Gruppe C-WM, IMSA u.a., siehe Liste der für die Minerva Endurance-Fahrerwertung gewerteten Rennen), im Einzelnen: 1971 (1 Sieg), 1973 (1), 1975 (3), 1981 (1), 1982 (2), 1983 (3), 1984 (4), 1985 (3), 1986 (2), 1987 (2), 1989 (1).
Bei den drei klassischen Endurance-Prüfungen (Le Mans, Daytona, Sebring) war Derek Bell zusammen achtmal erfolgreich, allerdings fehlt ihm ein Sieg in Sebring in der Sammlung, dort wurde er zwar viermal Zweiter, konnte aber nie gewinnen.
Die Tabelle, die hier geöffnet werden kann, konzentriert sich auf die Le Mans-Einsätze der Jahre 1970-1996 und die Modelle in 1:43 (Stand 2013) – eine illustre Reihe verschiedener Sportwagen, darunter in der Zeit zwischen 1980 und 1994 fast durchweg Porsche-Fahrzeuge.
Am Ende seiner langen Karriere fuhr Bell in Le Mans zweimal mit dem McLaren BMW F1 GTR, 1995 sogar zusammen mit seinem Sohn Justin, und dort erreichte er noch einmal mit Rang drei einen Platz auf dem Podium. Noch eindrucksvoller ist die Spannweite der Fahrzeuge, die er in Daytona bewegt hat: Es begann 1970 mit dem Gulf Porsche 917 und endete 1997 mit dem Ferrari 333 SP.
Quellen
Siehe Rubrik “Über diese Seite” → “Anmerkungen zu Minerva Endurance”.