Resine-Bausatz des Frazer Nash Le Mans Replica (Sebring 1952) von MA Scale
The Frazer Nash „…represented one of the last…of the old school sports cars in the vintage tradition of stark simplicity.“ Denis Jenkinson, The Le Mans Replica Frazer Nash, Profile Publications No. 20, Leatherhead, England, 1987.
1922 gründete der Ingenieur Archie Frazer-Nash (ursprünglicher Name: Archibald Nash) eine kleine Sportwagen-Manufaktur, der erste „Frazer Nash“ erschien 1924. Als Folge finanzieller Probleme ging seine Firma in der „A.F.N. Ltd.“ auf, und 1929 übernahm Harold Josef Aldington, für den das „A.“ steht, zusammen mit seinen Brüdern Don und Bill das Management, Frazer-Nash („F.N.“) war der technische Leiter. Vor dem Krieg produzierte A.F.N. weiter die eigenen Sportwagen, zusätzlich importierte und montierte man ab 1934 BMW-Fahrzeuge aus Deutschland („Frazer Nash BMW“) und war bis 1939 BMW-Alleinimporteur. Man hielt damit für das Vereinigte Königreich einige BMW-Lizenzen, insbesondere die Rechte an dem höchst modernen Zweiliter-Sechszylindermotor des BMW 328 (der BMW 328 wurde 1936 vorgestellt).
In Le Mans waren 1935 zwei Frazer Nash (Typen Shelsley und TT Replica) mit 1,5 Liter-Motoren am Start, die beide ausfielen. Auch die beiden Frazer Nash BMW 328, die zwei Jahre später in Le Mans fuhren (darunter ein Werkswagen), erreichten nicht das Ziel.
Nach dem Krieg war Aldington Mitglied eines Teams, das deutsche Technologie als Kriegsentschädigung nach England holte. Seine Reisen ins besetzte Deutschland führten dazu, dass er Zugriff auf viele BMW-Konstruktionen erhielt und auch die Freilassung des leitenden BMW-Konstrukteurs Fritz Fiedler aus der Internierung erreichte. A.F.N. und die Bristol Aircraft Company gingen für die Zeit nach dem Krieg eine Kooperation ein: Bristol übernahm von Frazer Nash u.a. den berühmten BMW 328-Motor als Basis für eine neue Limousine, und A.F.N. nutzte eine von Fiedler getunte Version dieses Motors für den Einsatz in Sportwagen.
Die Entwicklung neuer Frazer Nash-Sportwagen begann 1946. Fiedlers erste Konstruktion für A.F.N. war der Typ „Grand Prix“: Ein den stromlinienförmigen BMW 328 Roadstern von 1940 nachempfundener Sportwagen. Die offenen 328 erreichten bei der „Ersatz-Mille Miglia“ 1940 die Plätze 3 und 5 (Anmerkung: Dieses Rennen war bekanntlich ein 1000 Meilen-Rennen rund um Brescia, dem man den berühmten Namen des Klassikers verpasst hatte).
Der Frazer Nash „Grand Prix“ ging aber nicht in Serie. Fiedler war auch an der Entwicklung des Chassis für den neuen Frazer Nash Competition bzw. „High Speed“ beteiligt, der die traditionelle Form mit separaten Kotflügeln besaß. Während die deutschen Ingenieure die Vorteile einer guten Aerodynamik schon vor dem Krieg zu schätzen wussten, ließen sich die Briten nur langsam darauf ein. Aus diversen Gründen, nicht zuletzt aus Marketingsicht, hielt man bei A.F.N. die Karosserie des „Grand Prix“ für zu radikal, sie entsprach nicht der Frazer Nash-Tradition und der Tradition britischer Sportroadster. Als A.F.N. bei der Earls Court Motor Show (London, Ende 1948) und beim Genfer Autosalon Anfang 1949 sein erstes Nachkriegsmodell vorstellte, war es ein Zweisitzer in der in England üblichen Form, mit separaten Kotflügeln, tief ausgeschnittenen Seiten und einer externen Auspuffanlage („rakish style“).
(Anmerkung des Autors Mike Lawrence: Es ist schon eigenartig, wie dieses Design als „traditionell“ angesehen werden konnte. Es erscheint vielmehr mit Blick auf den Rennsporteinsatz altmodisch und ineffizient. Mike Lawrence, Directory of Classic Sports-Racing Cars, siehe Quellenliste am Ende dieses Beitrags)
Gleichwohl war der „High Speed“ mit seinem geringen Gewicht und dem modernen, aus dem BMW 328 übernommenen Motor mit 120 PS ein leistungsstarker Sportwagen der Zweiliter-Klasse. Er war gleichermaßen für Straße und Rennstrecke vorgesehen, die Renneinsätze erfolgten dann über mehrere Jahre, immer in Privathand. Der 328-Bristol (ex-BMW) Motor wurde im Übrigen von vielen anderen britischen Herstellern genutzt (u.a. Cooper, Lotus, Kieft, A.C. oder Tojeiro), auf internationaler Bühne traten in den Jahren bis 1952 allerdings vor allem die Frazer Nash Sportwagen auf.
Ein erster Frazer Nash Prototyp erhielt 1948 eine von Touring handgefertigte Roadster-Karosserie (mit integrierten Kotflügeln) und ging an den Schah von Persien, das war allerdings ein Einzelstück. Für die Produktion einer kleinen Serie und die Sporteinsätze wurde der in London 1948 vorgestellte „High Speed“ mit separaten Kotflügeln gewählt. Der Kaufpresi lag damals bei über 3000 Pfund, eine stattliche Summe! Es begann 1949 in Italien: Eines der ersten „High Speed“-Autos (Nr. 006) ging an Graf Lurani (Scuderia Ambrosiana) und startete im März beim Giro di Sicilia (identisch mit der Targa Florio) mit Dorino Serafini am Steuer. Der Debuteinsatz zeigte das Potential des Autos, man führte über mehr als die Hälfte der Distanz, aber das Rennen endete mit einem Ausfall. Zwei Autos (003, 006) starteten dann im April bei der Mille Miglia. Damit wurde der Frazer Nash auch auf dem Kontinent bekannt.
Le Mans 1949: Größter Erfolg des ersten Rennjahres 1949 war aber im Juni der dritte Platz bei der Le Mans-Nachkriegspremiere. Hier stand ein rot lackierter Frazer Nash am Start: Das vierte produzierte Auto (Nr. 008, Reg.-Nr. TMX545) ging an Norman Culpan und wurde in Le Mans vom A.F.N.-Werksteam betreut, es war aber gleichwohl ein Privateinsatz. (Anmerkung: Das Auto wurde zunächst grün lackiert ausgeliefert und sollte an der Mille Miglia teilnehmen. Auf der Fahrt nach Brescia verunfallte das Auto und konnte in Italien nicht starten. Nach der Reparatur in England wurde der Culpan-Frazer Nash dann rot lackiert.)
Aldington und Culpan hofften beim ersten Start ihres Autos beim 24 Stunden-Marathon vermutlich auf eine Zielankunft und auf eine gute Platzierung unter den Konkurrenten der kleinen Klassen bis 2 Liter Hubraum (Aston Martin, Alvis, HRG, Riley, Gordini, DB), sahen aber wohl keine Chance gegen die superstarken Ferrari 166MM, die mit der Empfehlung zweier Mille Miglia-Siege (1948, 1949) nach Le Mans kamen, oder den neuen Aston Martin DB2 mit 2,6 Litern Hubraum, und schon gar nicht gegen die Franzosen mit Motoren von 3,0 bis 4,5 Litern Hubraum – 7 Delahaye, 4 Delage und 3 Talbot-Lago. Tatsächlich lag man am Samstagabend aber bereits auf Platz 6 und wenig später sogar an vierter Stelle, nachdem viele französische Fahrzeuge aus- oder zurückgefallen waren. Trotz Getriebe- und Kupplungsproblemen arbeitete man sich bis zum Rennende noch auf Platz 3 vor – ein tolles Resultat für ein Privatteam mit einer brandneuen Konstruktion, das nur einem Ferrari 166 und einem Delage den Vortritt lassen musste. Von den 14 Franzosen kamen am Ende nur vier ans Ziel, darunter drei in vorderen Rängen (2., 4. und 5. Platz). Nach Le Mans wurden die neuen Frazer Nash-Modelle „Le Mans Replica“ (LMR) genannt und zusammen mit den vor Le Mans gebauten „High Speed“-Autos bis 1953 erfolgreich eingesetzt: „Replica“ bedeutet in diesem Falle also nicht „Nachbau“, sondern ist eine Reminiszenz an den großen Le Mans-Erfolg.
Aber es kam noch besser: 1951 gewann Cortese mit einem LMR die Gesamtwertung der Targa Florio, und 1952 folgte ein weiterer Gesamtsieg beim 12 Stundenrennen von Sebring. Dieser Sieg bei der Premiere des US-Klassikers, der heute noch ausgetragen wird, war natürlich historisch bedeutend, allerdings wies die Konkurrenz 1952 bei weitem nicht das Format auf wie z.B. in Le Mans oder bei der Mille Miglia (zum Rennen in Sebring später mehr). Weitere beachtliche Platzierungen des High Speed bzw. des Le Mans Replica konnten nicht zuletzt dank der hohen Zuverlässigkeit der Frazer Nash-Autos erzielt werden, z.B.
Mille Miglia 1950, Platz 6 (Cortese-Teravazzi) / Tourist Trophy 1950 und 1951, Platz 3 und Sieg in der 2 Liter-Klasse (Gerard) / Goodwood 9 Stunden 1952, Platz 4 (Gerard-Clarke).
Die folgende Tabelle hat die Resultate der Frazer Nash High Speed und Le Mans Replica in den Jahren 1949-1953 zusammengestellt, wobei sich die Aufstellung auf Endurance-Rennen mit internationaler Beteiligung beschränkt. Die vielen Starts bei Rennen der britischen Sportwagen-Szene (Goodwood, Silverstone usw.) sind hier also nicht aufgeführt.
Die letzte Entwicklungsstufe des LMR, der Mark II, wurde Ende 1952 bei der Earls Court Motor Show in London vorgestellt. Der Mark II hatte nun über 130 PS und ein leichteres Chassis, wog damit nur noch 635 kg. Insgesamt wurden vom „High Speed“ sechs, vom „Le Mans Replica“ 26 und vom Mark II acht Fahrzeuge hergestellt. Die Frazer Nash erreichten aufgrund ihrer handwerklichen Produktionsweise und des daraus resultierenden hohen Preises (z.B. im Vergleich zum Jaguar XK120) niemals nennenswerte Stückzahlen.
Schon bald standen dem mittlerweile etwas antiquiert aussehenden LMR neue Varianten des Frazer Nash zur Seite, sie hatten nun moderne Roadster-Karosserien mit integrierten Kotflügeln. Ab 1950 war das der Typ „Mille Miglia“, ab 1953 der „Targa Florio“ und ab 1954 der „Sebring“. Und in Le Mans 1953 startete erstmals ein Frazer Nash als Coupé (Typ „Le Mans“). Mittlerweile war man bei 140 PS angekommen. Produktionszahlen: „Mille Miglia“ 12 Fahrzeuge, „Targa Florio“ 15, „Le Mans“ neun, „Sebring“ drei. Die Gesamtzahl aller Frazer Nash zwischen 1949 und 1957 lag unter der 100er Marke, bei ca. 80 Autos. Renneinsätze: Modell „Mille Miglia“, Einsätze 1950-1953 / Modell „Targa Florio“, Einsätze 1953-1956 / Modell „Le Mans“, Einsätze 1953/54 (Mille Miglia, Le Mans) / Modell „Sebring“, Einsätze 1954-1957.
Im ersten Jahr der Sportwagen-WM 1953 holten sich Frazer Nash-Fahrzeuge bei zwei der fünf WM-Rennen mit einer Wertung für die 2 Liter-Klasse den Klassensieg (Le Mans und Tourist Trophy), in Sebring siegte ein Ferrari 166MM, bei der Mille Miglia ein Maserati A6GCS und am Nürburgring ein Veritas RS. Hinzu kam ein Klassensieg bei den 9 Stunden von Goodwood. Frazer Nash war damit zusammen mit dem Maserati A6GCS der erfolgreichste Zweiliter-Sportwagen der Saison.
Technische Daten, Typ „High Speed“: Sechszylinder-Reihenmotor vorn (Basis: Motor des BMW 328, 1930er Jahre), Zylinderkopf aus Leichtmetall. 66x96mm = 1971ccm Hubraum, OHV-Ventilsteuerung*, 2 Ventile/Zylinder, Verdichtung 8,5:1, 3 Vergaser, Anfangsleistung für den Sporteinsatz 120 PS (5500 U/Min) (Typ „Le Mans Replica: 125 PS), 4 Gänge. Alu-Karosserie auf Stahlrohrrahmen, Starrachse hinten mit Drehstabfederung (Vorbild: BMW 326) , Trommelbremsen, Gewicht ca. 690 kg (Typ „Le Mans Replica“: 670 kg), Reifen: 5,25 x 16 Zoll, Spitze über 180 km/h. Radstand 2,438m, Länge 3,835m, Breite 1,499m.
*Eine Anmerkung zur besonderen Ventilsteuerung des Frazer Nash-Sechszylinders (entsprechend der Konstruktion des BMW 328-Motors): Der Motor hatte aufgrund der V-Anordnung der beiden Ventile (Einlass, Auslass) halbkugelförmige (hemisphärische) Brennräume für einen optimalen Verbrennungsvorgang. Dies wurde durch eine besondere OHV-Ventilsteuerung ermöglicht. Die Nockenwelle lag nicht im Zylinderkopf (OHC) sondern unten seitlich (OHV mit Stößelstangen und Kipphebeln). Die Kipphebel der Einlassventile wurden ohne Umweg über Stößelstangen bedient. Die Kipphebel der Auslassventile wurden – vereinfacht ausgedrückt – mit über den Zylinderkopf geführten Stößelstangen betätigt („Vertical-cum-cross pushrod valve gear“).
Frazer Nash High Speed und Le Mans Replica (LMR): Modelle in 1/43
Zunächst die schlechte Nachricht: Ein Resincast-Modell des High Speed bzw. LMR in 1/43 ist aktuell (2024) nicht in Sicht und wurde auch früher nicht produziert. Man muss sich also auf das Angebot an Bausätzen einlassen, die aber mittlerweile nur noch schwer zu beschaffen und zudem aufgrund der freistehenden Kotflügel auch nicht einfach zu bauen sind. An erster Stelle stehen die beiden Hersteller Mimodels und Echoes. (1) Mimodels (made by SMTS) lieferte Metallbausätze aller in Le Mans 1949-1953 gestarteten LMR bzw. High Speed-Modelle sowie des LMR der Mille Miglia 1951 und vom 1952 in Sebring siegreichen Auto. (2) Echoes hatte (hat?) Resine-Bausätze der Le Mans-Autos von 1949, 1951, 1952 und 1953 sowie des Targa Florio-Siegers 1951 im Programm (Anmerkung: Der LMR fuhr bei der Targa 1951 ohne den Frontgrill). (3) MA Scale hat den Sebring-Sieger 1952 auf der Liste (siehe unten). (4) Und ein Modell „der ersten Stunde“ kam vom Pionier der Weißmetall-Bausätze John Day bereits in den 1970er Jahren heraus (High Speed, Le Mans 1949). Die Bausätze von John Day, Mimodels und Echoes sind heute allerdings kaum noch aufzutreiben. Anhand der Fotos der Mimodels- und Echoes-Modelle im Internet macht das Mimodels-Modell auf mich den besseren Eindruck.
Die folgende Übersicht listet alle Frazer Nash-Starts in Le Mans in der Zeit 1949 bis 1957 auf und nennt dazu die 1/43-Modelle, unabhängig davon, ob sie heute noch lieferbar sind. Hier werden auch die Modellhersteller derjenigen Frazer Nash-Autos genannt, die dem High Speed- bzw. LMR-Modell nachfolgten (Typen „Mille Miglia“, „Targa Florio“, „Le Mans“ und „Sebring“). Für alle vier Typen waren/sind Bausätze lieferbar, der Frazer Nash „Mille Miglia“ und der „Sebring“ waren/sind außerdem als Resincast-Modelle von Bizarre erhältlich. Vom Typ „Targa Florio“ gibt es ein Resincast-Modell von Autocult, das allerdings die Straßenversion ohne Startnummern und mit breiter Frontscheibe darstellt – das kann ein versierter Modellbauer aber relativ leicht ändern.
Sebring 1952 – erstes 12 Stundenrennen und das MA Scale-Modell des Siegerautos
Das erste 12-Stundenrennen in Sebring fand am 15. März 1952 statt, es begründete eine lange Tradition des US-Klassikers, die bis heute anhält. Schon im folgenden Jahr 1953 gehörte Sebring zu den ausgewählten Rennen zur neu geschaffenen Sportwagen-Weltmeisterschaft, es war über viele Jahre danach Teil dieses Championats.
Der Sebring Airfield Circuit war 1952 alles andere als eine „ordentliche“ Rennstrecke, vielmehr ein provisorisch abgesteckter Kurs über eine topfebene Betonfläche eines ehemaligen Airforce-Flugplatzes. Sebring stand damit im Gegensatz zu den in den Staaten üblichen Ovalkursen, allen voran Indianapolis. Autorennen auf Rennkursen mit vielen wechselnden Kurven mussten sich in den USA erst gegen die Tradition der Oval-Rennen durchsetzen, außerdem lagen konkurrierende Motorsportorganisationen damals über Kreuz – das soll hier aber nicht weiter vertieft werden (siehe Literatur zu Sebring, unten aufgeführt).
Jedenfalls wurde ein erfolgreicher Start der Sebring-Geschichte aufgrund dieses Konflikts durch ein Konkurrenz-Rennen nur eine Woche zuvor (12 Stunden von Vero Beach) erheblich beeinträchtigt, so dass nicht alle potenten US-Teams den Weg nach Sebring fanden, insbesondere die starken Allard Cadillac (J2X) oder der neue Cunningham C4R waren in Sebring nicht am Start. Stärkster Teilnehmer war ein privater Ferrari 340 America mit Briggs Cunningham und Bill Spear am Steuer, hinzu kamen mehrere Jaguar XK120. Europäische Teams waren nicht am Start, sie kamen erst im folgenden Jahr nach Sebring. Auch der später siegreiche Frazer Nash LMR (Nr. 421/100/160) war eine US-Meldung (von Stuart Donaldson), Piloten waren Larry Kulok und Harry Gray, in Europa eher unbekannte Namen. Das hellblau-metallic lackierte Auto lag im Rennen schnell auf dem zweiten Platz hinter dem Ferrari und übernahm ab Stunde vier die Führung, die man bis ins Ziel nicht mehr abgab. Am Ende hatte man sechs Runden Vorsprung (145 zu 139) vor dem Zweiten, einem Jaguar XK120.
Die rein sportliche Leistung des Frazer Nash High Speed bzw. LMR wird man beim dritten Platz in Le Mans 1949 oder beim Targa Florio-Sieg 1951 sicher höher einschätzen, der Sieg beim Premierenrennen in Sebring war aber ohne Zweifel ein historischer Meilenstein und ein Ausrufezeichen für die kleine Firma auch mit Blick auf die amerikanische Rennszene.
1/43-Kits des Sebring-Siegers gab es wie oben erwähnt von Mimodels und von MA Scale. Den MA Scale Resine-Bausatz konnte ich aktuell (2024) noch beim Produzenten Mike Arensdorf in den USA bestellen, Preis in den USA ca. 50 $ als Kit und 175 $ als Fertigmodell. Hinzu kommen aber nicht unerhebliche Transportkosten und (wenn man Pech hat) Einfuhrzoll – also am besten Freunde in den USA in die Bestellung/Lieferung mit einbinden.
Anmerkungen zum MA Scale-Modell:
1978, also bereits im ersten Jahrzehnt der Geschichte der 1:43-Kleinserien-Bausätze, startete der Amerikaner Mike Arensdorf seine Serie von Bausätzen unter dem Namen „M.A. Scale Models“ (kurz: „MA Scale“). Mittlerweile, nach 40 Jahren, umfasst das Programm über 700 Modelle, Rennsportwagen der europäisch dominierten FIA-Meisterschaften sowie IMSA Rennsportwagen, CANAM Rennwagen und Rennwagen der Indianapolis-Formel. Bestellungen können direkt bei Mike Arensdorf über seine sehr informative Webseite („mamodels“) erfolgen.
Wer bereits MA Scale-Kits gebaut hat, kennt die Machart und Qualität der Modelle. Sie sind bei weitem nicht so perfekt wie professionelle Bausätze aus jüngerer Zeit. Das gilt insbesondere für die Qualität der Gussteile (meist Resine für die Karosserie und Metall für Kleinteile): Die Strukturen der Karosserie (Hauben- und Türspalten, Grills) sind nicht so fein herausgearbeitet wie bei Provence Moulage-Kits oder neueren Resine-Bausätzen. Andererseits zeigen die MA Scale Kits die Handschrift eines passionierten Modellbauers, der die Modelle nicht auf Perfektion trimmt, ihnen aber doch ein besonderes Flair verleiht. Und schließlich findet man im umfangreichen Sortiment viele Sonderlinge, die woanders noch nie angeboten wurden oder ansonsten seit langem nicht mehr im Handel sind.
Der Frazer Nash von MA Scale trägt die laufende Modellnummer 447, er gehört vermutlich zu den neueren Kits der Serie. Der Bausatz besteht aus folgenden Elementen: 1 A4-Blatt einer simplen Explosionszeichnung, 2 Farbfotos des gebauten Kits, 1 Decal-Blatt. Bausatzteile: Karosserie (Resine), alle anderen Teile aus Weißmetall (keine Ätzteile). Bodenplatte mit Sitzen, Hinterachse mit Felgen, Vorderachse mit Aufhängung, Frontgrill, Kotflügel vorn/hinten einschl. Streben zur Befestigung an der Karosserie, Auspuffanlage, vordere Felgen, Kleinteile (Scheinwerfer, Lenkrad, Rückspiegel usw.) sowie 4 Reifen (Gummi) und Radmuttern (diese ausnahmsweise als Ätzteile), die Reifen haben die korrekte Größe, sind also nicht zu breit.
Die Gussqualität (Karosserie) entspricht dem üblichen MA Scale-Standard, erreicht also nicht die Qualität von z.B. Provence Moulage oder Renaissance. Die Karosserie ist in ihren Proportionen allem Anschein nach gelungen. Das Modell hat umgerechnet (1:43) einen Radstand von ca. 2,43 m, ist also maßstabgerecht. Einige Teile sind bereits im Karosserieguss enthalten: Abdeckung für den Beifahrersitz, Haubenriemen, seitliche Grills, Scharniere. Aus heutiger Sicht wären separate Teile (z.B. Ätzteile) sicher vorzuziehen. Die Karosserie enthält alle Vorbohrungen zur Aufnahme der Kotflügelstreben und anderer Kleinteile – diese sind auf korrekte Position zu prüfen und dann auszubohren.
Beim Bau des hier abgebildeten Modells sind einige nachträgliche Anpassungen erforderlich (Passung der Karosserie mit dem Chassis, Position der Vorder- und Hinterachse und der Felgen) – es ist also kein geeigneter Bausatz für den Modellbau-Anfänger. Nach der „Hochzeit“ zwischen der bereits lackierten Karosserie und dem Unterbau (Armaturenbrett, Sitze und Abdeckung bereits farblich gestaltet) wurden zunächst die Räder montiert, um einen korrekten Stand des Autos zu gewährleisten (Ausrichtung, Bodenfreiheit, kein „Wackeln“). Erst danach wurden die lackierten Kotflügel angebracht, wobei natürlich der korrekte und auf allen Seiten gleiche Abstand zu den Reifen beachtet werden muss. Das simple Lenkrad aus Weißmetall wurde durch ein mehrteiliges Lenkrad aus dem 1/43-Zubehörangebot ersetzt. Die Lackierung erfolgte mit Duplicolor Spray 20-0585.
Letztlich muss der Modellsammler angesichts dieser recht durchwachsenen Qualität des MA Scale-Kits selbst entscheiden, ob man geduldig auf ein Resincast- oder Kit-Angebot aktueller Qualität warten will oder ob man den Bausatz kauft und mit mehr oder weniger Aufwand korrigiert und verfeinert.
Quellen:
Mike Lawrence, Directory of Classic Sportsracing Cars, Aston Publications, 1988 / Cyril Posthumus, Classic Sports Cars, Hamlyn, 1980 / Brooklands Books, Le Mans – The Jaguar Years 1949-1957, Cobham o. J. / Quentin Spurring, Le Mans The Official History of the World´s Greatest Motor Race, 1949-59, Haynes Publ., Sparkford 2011 / Leonardi Acerbi, Mille Miglia – Immagini di una Corsa, A Race in Pictures, Giorgio Nada Editore, Milano, 2015 / Ken Breslauer, Sebring – The Official History of America´s Great Sports Car Race, David Bull, o.J. / Denis Jenkinson, The Le Mans Replica Frazer Nash, Profile Publications, No 20
Webseiten (eine Auswahl, Suche am besten über Google oder andere Suchprogramme, hier werden nur Kurznamen genannt): „racingsportscars“ / „ultimatecarpage“ / „Zwischengas“ / „lm24database“ (Register aller 1/43-Modelle in Le Mans)