Der Weg in die 1960er Jahre: Vom klassischen Sportwagen zum modernen Mittelmotorkonzept (Bericht von 2013)
In den Jahren 1958 bis 1961 wurde die Markenweltmeisterschaft für Sportwagen bis zu 3 Litern Hubraum ausgeschrieben. Gleichzeitig nahmen auch „Gran Tourismo“-Sportwagen an den Langstreckenrennen teil. Die Hubraumbegrenzung und die Förderung der seriennahen GT-Klasse waren die Antwort der FIA auf die immer schnelleren Rennsportwagen.
Der Weg in die 1960er Jahre war gleichzeitig auch der Weg vom traditionellen Frontmotor-Sportwagen zum modernen Mittelmotorprinzip, das sich seit 1959 bereits in der Formel 1 durchgesetzt hatte: Der Australier Jack Brabham wurde mit seinem Cooper Climax erster Formel 1-Weltmeister mit einem Mittelmotor-Rennwagen. John Cooper stellte 1959 auch bereits einen nach dem neuen Konzept gebauten Rennsportwagen vor, den Cooper Monaco. 1961 folgten dann Ferrari und auch Maserati mit neuen Mittelmotor-Sportwagen. Nur Porsche blieb sich treu – Kunststück: Man baute die Rennsportwagen schon seit 1953 genau nach dem „neuen“ Konzept.
1958/1959: Ferrari Testa Rossa contra Aston Martin
Die Jahre 1958 und 1959 wurden noch von zwei berühmten Rennsportwagen herkömmlicher Art geprägt: Dem legendären Ferrari 250 Testa Rossa mit seinem 3 Liter-V12-Motor (mit einer obenliegenden Nockenwelle pro Zylinderreihe), einem der erfolgreichsten Ferrari-Triebwerke überhaupt, und dem Aston Martin DBR1/300, einem typischen Vertreter der englischen Schule – mit Sechszylinder-Motor vorn, 2 obenliegenden Nockenwellen, Transaxle-Bauweise (Getriebe hinten) und Scheibenbremsen. Für Ferrari sprachen Motorleistung und Zuverlässigkeit, für Aston Martin die Straßenlage und die vorzügliche Teamleitung durch John Wyer. Von den elf WM-Rennen der beiden Jahre gewannen beide Typen je fünf. Hecht im Karpfenteich war der kleine Porsche 718 RSK Spyder – mit seinem 1,5 bzw. 1,6 Liter-Motor hatte er nicht mehr ein so großes Leistungshandicap wie vor der Hubraumbegrenzung auf drei Liter. So konnte der RSK bei der Targa Florio 1959 Porsches ersten Gesamtsieg bei einem WM-Rennen erzielen.
Weltmeister 1958: Ferrari, dahinter Porsche und Aston Martin
Modelle 1958:
Nr.5: Scarab Mk2, Riverside, 1. Platz (Modell: Spark); Nr.31: Porsche 718RSK, Le Mans (Precision Miniatures); Nr.7: Ferrari 250TR, Sebring, 1. Platz (John Day); Nr.60: Lister-Jaguar (Western Models); Nr. 7: Aston Martin DBR1/300, Nürburgring, 1. Platz (Modsport).
Modelle 1959:
Nr.4: Aston Martin DBR1/300, Le Mans, 2. Platz (Modell: IXO); Nr.112: Porsche 718RSK, Targa Florio, 1. Platz (Starter); Nr.11: Ferrari 250GT, Le Mans, 3. Platz (Starter); Nr.7: Ferrari 250 Testa Rossa, Sebring, 1. Platz (Jolly Model)
Weltmeister 1959: Aston Martin knapp vor Ferrari und Porsche.
1960: Zweiter Titel für den Testa Rossa
Die Saison 1960 schien nach dem Rückzug von Aston Martin eine klare Angelegenheit für Ferrari zu werden. Doch der neue Maserati Tipo 61 „Birdcage“, noch mit Frontmotor, aber mit superleichtem Gitterrohr-Rahmen (daher der Name), trat als ein Gegner auf, der eindeutig schneller war als der Testa Rossa: In vier der fünf WM-Rennen fuhr der T 61 die schnellste Runde. Mangelnde Zuverlässigkeit und nur sporadische Einsätze durch ein Privatteam verhinderten allerdings regelmäßige Erfolge. So blieb Porsche mit seinem RS 60 Spyder einziger ernsthafter Herausforderer für den WM-Titel, und nach Siegen der Stuttgarter in Sebring (U.S.A.) und bei der Targa Florio entschied letztlich erst Ferraris Sieg in Le Mans die Weltmeisterschaft.
Nr.22: Ferrari 250GT-SWB-, Le Mans, 6. Platz (Modell: Starter); Nr.5, Maserati T61 „Birdcage“, Nürburgring, 1. Platz (Minichamps); Nr.184: Porsche RS60, Targa Florio, 1. Platz (Starter); Nr.11: Ferrari 250 Testa Rossa, Le Mans, 1. Platz (Starter)
Weltmeister 1960: Ferrari knapp vor Porsche, dahinter Maserati.
Die GT-Kategorie war seit 1957 fest in der Hand Ferraris: Die 250 GT Coupés, auch „250 Tour de France“ genannt (wegen ihrer Erfolge bei diesem Wettbewerb), gewannen fast jede GT-Wertung in der großen Klasse, und diese Erfolge wurden 1960/1961 mit dem kürzeren und leichteren 250 GT„SWB“ (short wheelbase) fortgesetzt.
1961: Ferrari siegt mit Front- und Mittelmotor
Vier der fünf WM-Rennen wurden 1961 von Ferrari gewonnen: dreimal siegte der erneut überarbeitete Testa Rossa mit Frontmotor, einmal, bei der Targa Florio, der neue Mittelmotor-Typ 246 SP. Ungewöhnlich die neue Form der Ferraris im Modelljahr 1961: windkanalgetestet und erstmals in der Rennsportgeschichte mit einem Heckspoiler. Der Konkurrenz blieb nur das Staunen. Auch die Porsche RS 61, nun mit 2 Liter-Motoren bestückt, konnten nur Ehrenplätze belegen. Allein Maserati durchbrach einmal, am Nürburgring, mit einem privaten T 61 die Siegesserie der Wagen aus Maranello.
Nr.37: Porsche Carrera Abarth GTL, Le Mans (Modell: Starter); Nr.10: Ferrari 250 TR, Le Mans, 1. Platz (Starter); Nr.9: Maserati T 63, Le Mans (Manou); Nr.162: Ferrari 246 SP, Targa Florio, 1. Platz (John Day); Nr.16: Ferari 250 GT-SWB-, Le Mans (Bang).
Weltmeister 1961: Ferrari deutlich vor Maserati und Porsche.
Der erste Schritt zum Mittelmotor war getan, aber die intensivste Phase technischer Evolution im Renn- und Sportwagenbau sollte jetzt erst beginnen.
Die erfolgreichsten Sportwagen der Jahre 1958 bis 1961:
1958 Ferrari 250 Testa Rossa
1959 Aston Martin DBR 1/300
1960 Ferrari 250 Testa Rossa
1961 Ferrari 250 TR/61
Die erfolgreichsten Piloten dieser Epoche
1958 P. Hill (USA), Ferrari
1959 C. Shelby (USA), Aston Martin
1960 O. Gendebien (Belgien), Ferrari und Porsche
1961 O. Gendebien (Belgien), Ferrari
Der Belgier Olivier Gendebien war der erfolgreichste Sportwagenpilot dieser Jahre: Er gewann 8 der 21 zur Weltmeisterschaft zählenden Rennen 1958-1961, darunter drei der vier Le Mans-Rennen, zweimal zusammen mit seinem regelmäßigen Partner Phil Hill. 1962 gewann er erneut zusammen mit dem Amerikaner in Le Mans, wiederum mit einem Ferrari, und stellte mit vier Le Mans-Siegen einen Rekord auf, der erst 1981 von Jacky Ickx übertroffen werden sollte. Gendebien und Phil Hill – das war die Erfolgsgarantie dieser Epoche. Unterbrochen wurde die Siegesserie der Ferrari-Piloten nur im Jahr 1959, als die Aston Martin-Sportwagen drei Rennen gewannen. Dabei waren es in erster Linie die brillianten Auftritte von Stirling Moss, denen die Briten den Weltmeistertitel zu verdanken hatten. 1960 begründete Hans Herrmann seinen Ruf als hervorragender Langstreckenpilot, als er für Porsche in Sebring und bei der Targa Florio gewann.
Quellen:
Siehe Rubrik „Über diese Seite“ → „Anmerkungen zu Minerva Endurance“