Der rasende Rektor aus Palermo verstarb im September 2021 im Alter von 88 Jahren. Er gehörte in den Jahren 1963 bis 1973 als Werkspilot bei Ferrari und Alfa Romeo zu den erfolgreichsten Sportwagenfahrern dieser Zeit.
In der Epoche 1958 bis 1973, als die Langstreckenrennen Sebring, Targa Florio, Nürburgring und Le Mans die Höhepunkte der Endurance-Saison darstellten, war er zusammen mit Olivier Gendebien der einzige Pilot, der alle vier Klassiker gewonnen hat. Bis zu seiner letzten Targa Florio 1975 war Nino ein Nationalheld der Sizilianer und absoluter Targa-Spezialist: Der Madonie-Rundkurs war sein Wohnzimmer. Bei seinen Starts mit Ferrari und Alfa herrschte Ausnahmezustand, über eine halbe Million Sizilianer wollten ihren Hero gegen die Macht aus Zuffenhausen gewinnen sehen.
Bei allen Targas der Jahre 1965 bis 1973, die in dieser Zeit WM-Status hatten, spielte Nino eine dominierende Rolle. Er gewann am Ende allerdings nur zweimal, 1965 und 1971, und schließlich sein letztes Rennen 1975, da war die Targa Florio allerdings nur noch eine nationale Veranstaltung ohne WM-Prädikat. Andererseits fiel er in dieser Zeit auch sechsmal aus, oft aus führender Position, aber nur einmal (1967) durch eigenen Unfall. Eine Übersicht zu seinen Targa-Florio Starts und den Siegen in WM-Endurance-Rennen kann hier aufgerufen werden.
Vaccarella wurde „Il Presente Volante“ genannt: Seine Familie führte die Privatschule „Maria Montessori“ in Palermo, die er nach dem Tod seines Vaters mit leitete, auch während seiner Zeit als Rennfahrer. Nach 1975 konzentrierte er sich dann voll auf seinen Job als Schulleiter.
Ninos Rennkarriere begann 1956, und ab 1959 hinterließ er einen nachhaltigen Fußabdruck auf seinem Heimatkurs, angefangen mit Maserati, 1962 sogar beim „Erzfeind“ Porsche und danach bei Ferrari.
1963 bis 1967, 1970 und 1973 war er Werksfahrer in Maranello. Seine beste Saison war 1964, als er innerhalb eines Monats die beiden Klassiker Nürburgring und Le Mans mit dem 275 P gewann.
Sein größter Sieg war aber sein Triumph bei der Targa Florio 1965 mit dem Ferrari 275 P2: Zusammen mit Lorenzo Bandini kam er vor vier Porsche ins Ziel – der Jubel war grenzenlos. Den Höhepunkt seiner Jahre bei Alfa Romeo (1968/69 und 1971/72) bildete der Targa-Sieg 1971 mit dem 33.3, vor den starken Porsche 908/03.
Noch heute sind auf vielen Hauswänden rund um den ehemaligen Madonie-Kurs noch die alten Graffitis seiner Fans sichtbar – „Viva Nino“! Das wird auch so bleiben, auch wenn er nicht mehr unter uns ist.