Porsche und Ferrari bei der Targa Florio
Im Jahr 1906 wurde die Targa Florio, Siziliens großes Straßenrennen, von Vincenzo Florio ins Leben gerufen. Bis 1973 zählte das Rennen zu den klassischen Rennveranstaltungen, ab 1948 für Sportwagen ausgeschrieben. Nach dem Ende der echten Mille Miglia im Jahr 1957 wurde die Targa zum letzten Relikt der traditionellen Straßenrennen, die nicht auf speziellen Rundstrecken sondern auf abgesperrten Straßen stattfanden. Über eine Epoche von fast 70 Jahren wurde das Rennen 56mal als internationale Veranstaltung durchgeführt. Vor dem Krieg fanden 31 Rennen statt, dabei waren sowohl Renn- als auch Sportwagen zugelassen.
Nach dem Krieg fanden 25 Rennen im Zeitraum 1948 bis 1973 statt, ab 1958 regelmäßig als Teil der Sportwagen-Weltmeisterschaft oder der diversen internationalen Prototypen-Pokale. Nach 1973 gab es unter dem Namen Targa Florio nur noch nationale Rennveranstaltungen bzw. eine „Rallye Sizilien“.
Ab 1951 fuhr man meist zehn oder elf Runden auf der „kleinen Madonie“-Rundstrecke – bei einer Rundenlänge von 72 km waren das 720 oder 792 km. In der Zeit der WM-Läufe ab 1958 war die Targa Florio nach den 12 Stunden von Sebring das zweite wichtige Sportwagenrennen im Jahresverlauf (Termine: Ende April bis Mitte Mai), häufig eine der ersten großen Rennveranstaltung der europäischen Saison.
Die Madonie-Rundstrecke führte durch Gebirge und unwirtliches Gelände, über schmale Straßen und wechselnden Straßenbelag, Kurve an Kurve. Insgesamt mussten bei einem Rennen rund 7000 Kurven bewältigt werden, und nur Targa-Spezialisten wie der sizilianische Schullehrer Nino Vaccarella waren in der Lage, sich die gesamte Strecke bis ins Detail einzuprägen.
In den Rennen nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es Porsche, sich trotz des gewichtigen italienischen Heimvorteils mit elf Gesamtsiegen im Zeitraum 1956 bis 1973 an die Spitze der erfolgreichen Hersteller zu setzen. Alfa Romeo erzielte seine neun Siege fast ausschließlich in der Vorkriegszeit. Dauerkonkurrent für die Stuttgarter war Ferrari mit sieben Gesamtsiegen, mehrmals erfolgreich waren außerdem Bugatti (fünf Siege vor 1940), Maserati (vier Siege, ebenfalls vor dem Krieg) und Lancia (vier Siege). Unvergessen und spektakulär auch der Mercedes-Triumph des Jahres 1955, als Moss und Collins mit dem 300 SLR beim letzten Rennen der Saison Ferrari noch die Sportwagen-Weltmeisterschaft entrissen.
Die Rennen ab 1958 waren aber vom Duell weiß bzw. silbern gegen rot, Stuttgart gegen Maranello, Porsche gegen Ferrari bestimmt, wobei die Italiener allerdings nur in der ersten Hälfte der 1960er Jahre knapp die Oberhand behielten. Ansonsten dominierten die Sportwagen aus Zuffenhausen, zumal in den Jahren 1966 bis 1970, als die Kunststoffrenner der Piëch-Epoche fünfmal hintereinander siegten.
Porsche kam erstaunlicherweise recht spät zur Targa Florio. Während man bereits seit 1951 regelmäßig in Le Mans an den Start ging, ließ man die sizilianische Herausforderung bis 1955 links liegen. Umso überraschender war die sehr kurzfristig beschlossene Teilnahme 1956 mit einem einzigen 550A Spyder.
Vielleicht war es der sensationelle Gesamtsieg von Maglioli mit dem kleinen 1,5 Liter Sportwagen gegen die großen Ferrari und Maserati, der das Interesse der Stuttgarter für dieses einzigartige Rennen weckte. Hinzu kam, dass die Targa ab 1958 – nach dem traurigen Ende der Mille Miglia – in den WM-Kalender aufgenommen wurde. Hier sah man im Gegensatz zu den schnellen Rennstrecken in Le Mans oder Sebring die Chance, Konkurrenten mit doppeltem Hubraum zu ärgern, mit etwas Glück sogar zu besiegen.
Sorgfältig organisierte Einsätze mit mehreren Werkswagen und hervorragender Fahrerbesetzung waren die Konsequenz dieser Einschätzung, und die Erfolge der 1960er Jahre sprechen eine deutliche Sprache. So wurde die Targa Florio neben Le Mans zum zweiten Eckpfeiler der Rennsaison der Stuttgarter, wobei der Renntermin im Frühjahr häufig zur Premiere neuer Konstruktionen genutzt wurde.
Das Dauerduell Porsche-Ferrari 1956 bis 1970 lässt sich in drei Perioden unterteilen:
1956-1960 – 4 Rennen, 3 Porsche-Siege, einmal Ferrari,
1961-1965 – 5 Rennen, 2 Porsche- und 3 Ferrari-Siege,
1966-1970 – 5 Rennen, 5 Porsche-Siege.
Auch die letzten drei Rennen (1971-1973) sahen je einen Ferrari- und einen Porsche-Gesamtsieg. 1971 gelang es allein Alfa Romeo, sich als dritte Marke in die Siegerliste der Epoche 1956-1973 einzutragen.
1956 bis 1960: Porsches Targa-Einstieg mit wehenden Fahnen – drei Gesamtsiege in vier Rennen
Der 10. Juni 1956 markierte einen Wendepunkt in der Targa Florio Historie: Von nun an musste man immer mit Porsche rechnen, wenn es um den Gesamtsieg ging. Ein einziger brandneuer 550A Spyder, von Stuttgart nach Palermo verschifft und dort weiß (!) lackiert, schlug mit einem überragenden Umberto Maglioli als Pilot in Alleinfahrt über 720 km die Ferrari-, Maserati- und OSCA-Werksteams, die teilweise mit mehr als doppeltem Hubraum antraten – ein sensationeller Einstieg, Porsches erster internationaler großer Triumph und der größte internationale Erfolg des 550A.
1957 fand wegen der Diskussionen als Folge des schweren Mille Miglia-Unfalls von de Portago nur eine Regelmäßigkeitsprüfung statt, im folgenden Jahr 1958 war die Targa Florio dann aber wieder im internationalen Rennkalender, dieses Mal sogar als Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Am 11. Mai mussten 14 Runden, also über 1000 km, absolviert werden. Porsche setzte einen neuen 718 RSK Spyder ein (mit Behra und Scarlatti, Nr. 68), außerdem einen älteren 550A Spyder (Nr. 80) und einen 356A Carrera (Nr. 26, mit Pucci und von Hanstein), Hauptkonkurrenten waren die Ferrari 250 TR und ein Aston Martin DBR1. Der 718 RSK erreichte Platz 2 hinter dem siegreichen Ferrari 250 Testa Rossa (Musso–Gendebien), GT-Sieger und sechster im Gesamtklassement wurde der Carrera.
1959 gelangt den Stuttgartern dann die Revanche für die Niederlage des Vorjahres, man belegte sogar die vier ersten Plätze und erreichte damit den ersten Gesamterfolg in einem Sportwagenrennen mit WM-Prädikat. Porsche setzte am 24. Mai drei 718 RSK Spyder, einen älteren 550A Spyder und wieder den Carrera ein. Edgar Barth und Seidel gewannen mit dem RSK (Nr. 112) vor dem 550A (Nr. 118, mit Linge–Strähle) und Pucci–von Hanstein im Carrera.
Am 8. Mai 1960 gewann wieder ein Porsche: Der RS 60 von Bonnier–Herrmann (Nr. 184) war auch von den neuen Ferrari 246 V6 Dino und Maserati T61 Birdcage nicht zu schlagen. Herrmann–Gendebien wurden mit einem weiteren RS 60 Dritte hinter einem Ferrari 246 mit von Trips und Phil Hill. Auf Rang 6 lief der neue Carrera Abarth GTL ein (Nr. 116 mit Linge–Strähle), der hier seine Premiere feierte.
1961 bis 1965: Maranello schlägt zurück – Spannende Duelle mit Porsche
Endlich hatte man in Maranello die Zeichen der Zeit erkannt: Mittelmotor war das Zauberwort, mit dem die bis dato notorisch konservativen roten Renner auch auf anspruchsvollen, die Straßenlage fordernden Strecken wieder zum Erfolg zurückkehrten. Bei Porsche hatte man von Anbeginn dieses Konzept verfolgt und bei der Targa davon profitiert, nun war dieser technische Vorsprung gegenüber dem Hauptkonkurrenten dahin, die Duelle wurden härter, zumal die Italiener mit ihren 2,4 bis 2,8 Liter-Motoren immer noch von einem deutlichen Leistungsvorteil profitierten und bei der Fahrerbesetzung zumindest ebenbürtig waren. Porsche rüstete nach: Die Motoren wuchsen auf 2 Liter Hubraum, die Zahl der Zylinder von 4 auf 8, und ab 1964 löste der völlig neue 904 die in die Jahre gekommenen RS 60, RS61 und 718/8 Spyder und Coupés ab. Die Rennen 1961-1965 boten Spannung, oft bis in die Schlussphase, mit wechselndem Erfolg.
1961 setzte Porsche bei der Targa Florio erstmals den 718-047 ein – eine Weiterentwicklung mit neuer Spyder-Karosserie und längerem Radstand gegenüber dem RS 60, bereit, den geplanten Achtzylinder aufzunehmen, 1961 aber noch ausgerüstet mit dem alten Vierzylinder und nunmehr 2 Litern Hubraum (Piloten: Bonnier und Gurney). Er hieß damals in der Presse noch „RS 61“. Auch der von den Formel 1-Stars Moss und Graham Hill pilotierte 2 Liter-Porsche Spyder nannte sich RS 61, dieser hatte aber noch die alte, weniger gestreckte RS 60-Form des Vorjahres. In der GT-Klasse starteten zwei Carrera Abarth für Stuttgart. Hauptkonkurrent war Ferraris neuer 246 SP mit 2,4 Liter-Mittelmotor, der von Gendebien und von Trips hervorragend pilotiert wurde. Sein Sieg stand aber erst fest, als der in Führung liegende Moss kurz vor Rennschluss ausfiel. So blieb dem neuen 718-047 mit Bonnier und Gurney nur der 2. Platz.
1962 bekam der 718-047 Spyder des Vorjahres endlich den neuen 2 Liter-Achtzylinder-Motor, er hieß nun 718/8 W-RS. Der Motor war ein Ableger des neuen Formel 1-Motors, der erstmals bei Porsche die 200 PS-Marke übertraf. Neben dem Spyder startete ein 718/8 GTR Coupé, eingesetzt von der Scuderia Venezia, folgerichtig rot (allerdings matt!) lackiert und mit Vaccarella und Bonnier am Steuer hervorragend besetzt.
Ein älterer RS 61 und diverse Carrera Abarth komplettierten das Porsche-Aufgebot. Hauptkonkurrent war wieder Ferrari mit den 246 und 196 Dino Mittelmotor-Sportwagen. Erneut behielten die Italiener die Oberhand, der Sieg ging an Mairesse, Rodriguez und Gendebien mit dem 246 SP. Das 718/8 GTR Coupé rettete mit einem 3. Platz halbwegs die Porsche-Ehre.
1963 gelang Porsche endlich wieder ein Sieg über Ferrari, obwohl die Italiener mit dem neuen 250 P eigentlich in der Favoritenrolle waren. Die beiden 3 Liter-Prototypen fielen allerdings aus, so dass der ältere 196 SP mit Scarfiotti, Bandini und Mairesse als einziger Herausforderer der Porsche übrig blieb. Tatsächlich lag der 2 Liter-Ferrari bis kurz vor Schluss vor dem 718/8 GTR (Nr. 160) von Bonnier und Abate, erst durch einen Ausrutscher des Ferrari auf den letzten Kilometern wechselte die Reihenfolge: Porsche gewann am Ende mit 12 Sekunden Vorsprung. Der neue Carrera GS („Dreikantschaber“, Nr. 80 mit Linge und Edgar Barth) wurde auf Anhieb Dritter, während der 718/8 W-RS Spyder nur auf Rang 7 einlief.
1964 hatten es die Stuttgarter wesentlich leichter: Die Ferrari-Prototypen blieben Sizilien fern, Gegner waren nur noch der neue Ferrari 250 GTO sowie mehrere Shelby Cobra Roadster und Alfa GTZ. So konnte Porsche seinen neuen 904 Carrera GTS in Szene setzen. Insgesamt waren drei Werks-904 am Start, darunter ein Achtzylinder-Prototyp (Nr. 136, mit Barth und Maglioli) und zwei GTS mit Vierzylinder-Motoren (Nr. 84 und 96). Verstärkung kam durch vier weitere private 904 GTS, außerdem setzte Porsche noch einmal den 718/8 W-RS Spyder des Vorjahres ein (Nr. 188, Bonnier und Graham Hill), Abschiedsvorstellung der alten Aluminium-Epoche. Am Ende waren die beiden Werks-GTS vorn und bescherten dem 904 seinen wichtigsten internationalen Erfolg.
1965 war Ferrari wieder in voller Stärke präsent: Drei neue 275 P2 Prototypen stellten sich den Vorjahressiegern, sogar Ford nahm mit einem neuen GT 40 Spider an der Targa Florio teil. Porsche konterte mit vier 904 Coupés, darunter ein Achtzylinder- und ein Sechszylinder-Prototyp und zwei Vierzylinder-GTS, sowie mit einem „Targa Special“, dem Achtzylinder-904 Spyder „Känguru“. Das Rennen wurde zu einem Targa-Klassiker, mit einem entfesselt fahrenden Nino Vaccarella auf dem schweren Ferrari Prototyp und einer Porsche-Meute, die sich zum Ende des Rennens immer stärker in Szene setzen konnte und schließlich hinter dem Ferrari die Plätze 2 bis 5 belegte, wobei der Spyder mit Davis und Mitter vor den Coupés lag. Es sollte für lange Zeit Porsches letzte Targa-Niederlage bleiben.
Das Rennen ist übrigens im Film festgehalten und als DVD zu erwerben („Mountain Legend“) – eine der schönsten Rennreportagen aus alter Zeit, die ich kenne.
1966 bis 1970: Porsche-Dominanz – Fünf Siege in Folge
Der bunten Mischung rot-silberner Erfolge in der ersten Hälfte der 1960er Jahre folgte eine Zeit eindeutiger Porsche-Dominanz. Die Epoche der weißen Kunststoff-Renner aus Zuffenhausen, Jahr für Jahr konsequent weiterentwickelt und mit großem internationalen Werksteam professionell eingesetzt, fiel mit einem schrittweisen Rückzug Ferraris aus der Sportwagenszene zusammen, so dass z.B. 1968/1969 nicht Maranello, sondern der Alfa Romeo 33.2 die stärkste Konkurrenz für Porsche bildete. Nur vereinzelt und meist nur mit einem oder zwei Fahrzeugen versuchte Ferrari gegenzuhalten, die großen 4 Liter-P3 (1966) bzw. P4 (1967) oder gar der 5 Liter-512 S (1970) waren aber eher für Le Mans als für die Targa geeignet – Erfolge blieben auf Sizilien damit weitgehend aus.
1968 hing der Porsche-Sieg allerdings am seidenen Faden, als mehrere der vier eingesetzten 907 schwächelten und die zuverlässigen Alfa 33.2 erst kurz vor Schluss von einem großartig fahrenden Vic Elford mit seinem 907 besiegt werden konnten. Seine spektakuläre Aufholjagt nach einem frühen technischen Defekt gilt als eines der Highlights der Rennsportwagen-Historie. Auch 1966 hätte das Resultat besser ausfallen können, wenn die Piloten der fünf eingesetzten 906 mit Sechs- und Achtzylinder-Motoren etwas disziplinierter im Sinne des Teamerfolgs agiert hätten. Immerhin wurde der Sieg des 906/6 von Mairesse und Müller, eingesetzt von der Scuderia Filipinetti, zum größten Erfolg dieses Typs.
Überzeugend waren dagegen die überlegenen Teamleistungen der Jahre 1967 (sechs 910 am Start, Plätze 1, 2, 3 und 6), 1969 (wiederum sechs 908-02 Spyder am Start, Plätze 1 bis 4) und 1970 (vier speziell für die Targa konstruierte 908-03 Spyder belegten die Plätze 1, 2 und 5). 1970 war übrigens beim Training sogar ein Porsche 917 am Start, um seine Zeiten mit dem „Targa Special“ 908-03 vergleichen zu können: Tatsächlich war der Jahrhundert-Sportwagen auf dem Madonie-Rundkurs eine halbe Minute langsamer als der 908-03.
1971 bis 1973: Wechselnde Erfolge zum Ausklang der großen Targa-Epoche
Die 1970er Jahre bescherten nicht nur das Ende der Targa Florio und damit des letzten klassischen Straßenrennens, sondern auch einen zunehmenden Bedeutungsverlust der großen Sportwagenrennen, die in den 1950er und 1960er Jahren nicht selten die Formel 1 in den Schatten stellten. Erst mit der 1982 eingeführten Gruppe C konnte dieser Trend wieder umgekehrt werden, da aber war die Targa längst Geschichte. Allerdings ist ihr Schwanengesang noch mit einigen Überraschungen verknüpft, denn die Favoriten der letzten drei Rennen konnten ihrer Rolle nicht gerecht werden.
1971 sprach alles für einen erneuten Porsche-Sieg: Wer sollte die drei ausgereiften 908-03 Targa Specials, darunter zwei Wagen des Gulf Wyer Teams und ein Martini Racing 908-03, schlagen? Am Ende blieben aber alle 908-03 auf der Strecke und machten den Weg für den ersten Alfa-Sieg seit 1950 frei – Vaccarellas letzter Triumph über Porsche. Die Ehre der Stuttgarter rettete ein 911 S (Nr. 42), der Gesamt-Vierter und GT-Sieger wurde.
1972 sprach alles für einen erneuten Sieg der Alfa 33.3, die mit vier Werkswagen gegen einen einzigen Ferrari 312 PB antraten. Porsche hatte sich dagegen aus der Top-Kategorie zurückgezogen und war nur mit einigen 911 S in der GT-Klasse vertreten. Vorn aber düpierte der Solo-Ferrari mit Merzario und Munari die Konkurrenz aus Milano.
Auch 1973, im letzten Jahr der international veranstalteten Targa Florio, vertraute man dem Vorjahressieger und wies dieses Mal also dem Ferrari 312 PB die Favoritenrolle zu, mit Außenseiterchancen für die neuen Alfa Romeo 33TT12. Vor der Rekordkulisse von 700 Tsd. Zuschauern, die jede Menge organisatorischer Probleme heraufbeschworen, wurde es aber wieder nichts mit einem Favoritensieg: Das letzte Wort der Targa Florio-Geschichte schrieb Porsche. Nach dem Ausfall der fragilen Prototypen hatten die 1973 neu entwickelten Carrera RSR des Martini Racing Teams nur noch einen Lancia Stratos niederzuhalten: van Lennep und Müller beendeten mit ihrem Überraschungssieg eine lange Renngeschichte und eröffneten zugleich ein neues Zeitalter der GT-Sportwagen, das mit der Gruppe 5-Kategorie ab 1976 seinen Höhepunkt erlebte.
Targa Florio 1956 bis 1973 – Thema für Modellsammler
So wichtig die Targa Florio auch war, beim Modell-Angebot spielt das sizilianische Rennen bei weitem nicht die Rolle wie die 24 Stunden von Le Mans – es bestehen im 1:43-Bereich auch heute noch Lücken, oder durchaus wichtige Targa-Fahrzeuge, auch Gesamtsieger, sind heute nicht mehr als Modell erhältlich. So soll die folgende Übersicht über die Targa Florio der Jahre 1956 bis 1973 und das Modellangebot im Maßstab 1:43 (Stand 2012) auch als Anregung für eine Neu- oder Wiederaufnahme wichtiger Targa Florio-Modelle, speziell von Porsche und Ferrari, verstanden werden. Immerhin bestünde hier – anders als beim Le Mans-Rennen – die Chance auf eine komplette Sammlung aller wichtigen Teilnehmer der Targa Florio.
Für Modellbauer, die auf Bausätze zurückgreifen, bietet sich die Möglichkeit an, Modelle anderer Rennstrecken (Le Mans, Nürburgring, Sebring,…) zu modifizieren – dazu ist bei Fahrzeugen der 1950er Jahre meist nur die Änderung der Startnummer erforderlich. Allerdings ist dabei zu beachten, dass die Startnummern bei der Targa häufig mit dem Pinsel direkt auf die Karosserie aufgetragen wurden, d.h. Startnummernfelder fehlten meist, die Nummern hatten unterschiedliche Farben (weiß, blau usw.) und waren vorn/seitlich/hinten in der Form oft nicht identisch – Handarbeit eben. Mittlerweile gibt es hierfür entsprechende Decal-Sätze von Modellismo90 und DMC (lieferbar z.B. bei Grand Prix Models).
Targa Florio 1956 bis 1973 – Ergebnisse und Modelle in 1:43
Die oben genannte Übersicht zeigt die drei erst platzierten Fahrzeuge der Jahre 1956 bis 1973 und die Fahrer sowie die Modelle in 1:43 (hier wiederum nach dem Stand von 2012). Insgesamt wurden 29 der 51 Podiumsplätze (=57%) von Porsche belegt – ein eindeutiger Beweis für die Dominanz der Stuttgarter.
Dagegen liefern die Fahrernahmen ein recht breites Spektrum der Sportwagen-Asse dieser Epoche, ohne dass das italienische Element – wie etwa bei der Mille Miglia – hier überwiegt. Dabei gibt es aber doch einige besonders erfolgreiche Piloten: Der Belgier Olivier Gendebien etwa gewann nicht nur viermal in Le Mans, sondern auch dreimal auf Sizilien. Ähnlich erfolgreich waren Joakim Bonnier (zwei Siege, drei weitere Podiumsplätze) sowie Umberto Maglioli, Nino Vaccarella, Willy Mairesse und Herbert Müller, jeweils mit zwei Gesamtsiegen. Hans Herrmann erreichte einen Sieg, zusätzlich aber noch vier dritte Plätze. Interessant ist außerdem, dass einige ansonsten bei Sportwagenrennen sehr erfolgreiche Namen in dieser Liste fehlen: Phil Hill, Pedro Rodriguez oder Jacky Ickx konnten bei der Targa keine nennenswerten Erfolge erzielen.
Quellen für den Bericht: Siehe Rubrik “Über diese Seite” → “Anmerkungen zu Minerva Endurance”. Weitere Quellen: Neben zahlreichen Internetquellen sind für Targa Florio-Recherchen vor allem zwei Internet-Seiten hilfreich: „targapedia“ und „forum-auto“ (Einstieg über Sport, Histories du Sport Automobiles und dann Targa Florio).
Le Mans ist was ganz besonderes, diese Berichte ebenfalls!