Immer schwerer, immer breiter, immer stärker, immer teurer
Der halbwegs erschwingliche, sportliche Roadster steht wohl seit über 50 Jahren im Zentrum realisierbarer Autoträume vieler Menschen.
Und nicht von ungefähr ist der Mazda MX5 insbesondere der ersten Serie mittlerweile auf dem Weg zum Klassiker, denn er verkörpert vielleicht am besten die klassische Roadster-Idee seiner Vorläufer: Er ist klein, leicht, wendig und schnell. Dies würde allein schon genügen um zu verstehen, warum einem technisch eher simplen Sportwagen aus einem Hause, über dessen Markenhistorie man als traditionsbewusster Europäer eher die Nase rümpft, ein solch durchschlagender Erfolg vergönnt war.
Zum besseren Verständnis lege ich noch einen drauf und lasse ein paar Zahlen sprechen, die zeigen, dass dieser Erfolg des Japaners nicht „seltsam“ ist, sondern dass der Mazda vielmehr der heute noch gültigen Vorstellung vieler Menschen eines kleinen sportlichen Roadsters am ehesten entspricht, während andere offene Zweisitzer, die sich dieser Gattung gern zurechnen würden, über die Jahre eine in meinen Augen falsche Richtung eingeschlagen haben: Sie sind fett und schwer geworden, benötigen immer mehr Motorleistung, um mit ihrem Leistungsgewicht einigermaßen das Niveau der 1960er und 1970er Jahre zu erreichen – ganz zu schweigen vom Preisniveau der neuen Generation, das immer mehr die Bodenhaftung verliert.
Für die Statistik, die ich hier in einer Tabelle beigefügt habe, reichen eigentlich nur 2 Kennzahlen der Fettsucht, die meine These eindrucksvoll belegen: Das Gewicht und die Fahrzeugbreite. Ich habe dazu für die Roadster-Epochen A (1960er), B (1970er), C (Mazda-Revival in den 1990ern) und D (2011) typische Roadster der Gattung „erschwinglich“ ausgewählt, dabei also bewusst die höherpreisigen „High-End“-Versionen oder Super-Sportwagen weggelassen. Anmerkung: Damit fällt Porsche also komplett aus dem Rennen, dort konzentriert man sich ja eher auf Nutzfahrzeuge (SUV), auf Limousinen mit 10 Quadratmetern Grundfläche und auf Preise jenseits der 70.000 Euro.
Kennziffern für Roadster, gestern und heute
Resultat: Der Trend ist eindeutig. Immer schwerer, immer breiter, immer stärker, wobei trotz erheblich gestiegener PS-Zahlen beim Leistungsgewicht am Ende kaum Fortschritte erzielt wurden. Es liegt im Durchschnitt der aktuellen Fahrzeuge gerade einmal 10% unter dem Wert der 1960er Jahre – ein fürwahr dürftiger Fortschritt über einen Zeitraum von 50 Jahren!
Überspitzt ausgedrückt: BMW, Mercedes oder Alfa haben es nicht verstanden, dem oben beschriebenen Roadster-Ideal zu folgen. Alfa Romeo fing bei dem Giulietta Spider einmal mit gut 800 kg an, heute ist die neueste Generation bei über 1,6 Tonnen angekommen!
Die Breite der Fahrzeuge hat, angefangen mit 1,50m in den 1960er Jahren, in jeder Epoche um knapp 10 cm zugelegt und ist 2011 bei 1,80m angelangt. 2030 wird man also hochgerechnet die Breite der US-Monster der 1970er Jahre erreicht haben. Beim Gewicht derselbe Trend: In den 1960er Jahren begann es mit weniger als 1000 kg, 2011 erreicht man im Durchschnitt über 1,4 Tonnen.
Selbst der Mazda konnte sich diesem Trend nicht ganz entziehen. Er war schon in seiner Urform nach meinem Geschmack 10 cm zu breit (tatsächlich war er 25 cm breiter als sein Vorbild Lotus Elan), mit 940 kg aber ein erfreulich leichtes Auto. 2011 ist man auch dort bei knapp 1,2 Tonnen angelangt, immerhin noch 200 kg weniger als die Konkurrenz – aber wieder ein Weg in die falsche Richtung. Keine Überraschung also, dass die „goldene“ Roadster-Generation der Periode 1960-1980 heute immer noch so begehrt ist, und das nicht nur bei Sammlern historischer Fahrzeuge.
Auch das Einsickern der Vertreter der 1990er Jahre in den Kreis der Klassiker erstaunt nicht, haben sie sich doch (mit Ausnahme des Alfa) nur moderat von den Idealmaßen ihrer Vorgänger verabschiedet – und das gilt für den Mazda der ersten und zweiten Serie ganz besonders.
Und wie sieht nun mein Wunsch-Roadster hinsichtlich der genannten Daten aus? Breite nicht über 1,60 m, Gewicht möglichst nicht über 1000 kg, dann reichen 140 PS aus 2 Litern Hubraum aus, um beim Leistungsgewicht in die Nähe von 7 kg pro PS zu kommen. Früher hätte ich bei diesen Daten an Porsche oder Alfa Romeo gedacht, aber die Hoffnung habe ich nicht mehr. So muss ich dann wohl doch meinen alten Alfa Spider weiter pflegen.