Sieger in der kleinen Klasse 1949 bis 2014, Modelle in 1:43
Die Tradition des Endurance-Klassikers Le Mans lebt seit vielen Jahrzehnten nicht nur vom Wettbewerb um den Gesamtsieg, sondern auch von den parallel ablaufenden Rennen in den verschiedenen Kategorien, sei es in den GT-Klassen oder in den kleineren Klassen bei den Sportwagen oder Prototypen. Oft war die Frage nach dem Gesamtsieger schon lange vor dem Sonntagnachmittag entschieden, während die Spannung in den verschiedenen Klassen noch anhielt. Die meisten der 250.000 Zuschauer, die alljährlich nach Le Mans pilgern, freuen sich gerade auf diese Form des Wettbewerbs mit mehreren parallel ablaufenden Rennen – sie sind nicht nur auf den Gesamtsieg fokussiert, und genau das unterscheidet den Besucher von Langstreckenrennen von denen, die Sprintrennen mit einem homogenen Feld von Fahrzeugen bevorzugen.
Grundsätzlich gab es in Le Mans in der Nachkriegszeit – ungeachtet der großen Vielfalt von Klasseneinteilungen über die letzten 65 Jahre – die speziellen Rennsportwagen oder Prototypen, eingeteilt in diverse Klassen, sowie die etwas näher an Straßensportwagen angesiedelten „GT“-Klassen, und nach den Krisenjahren am Ende der Gruppe C-Episode kehrte man vor ca. 25 Jahren wieder zu diesem bewährten Konzept zurück. Für den Statistiker ebenso wie für den Modellsammler sind daher – neben der Reihe der Gesamtsieger – auch die erfolgreichsten Sportwagen/Prototypen der „kleinen“ Klassen oder die GT-Sieger interessant. 2014 würde man sich also neben den Gesamtsieger des Jahres aus der LMP1-Klasse (Audi R18) auch den Sieger der LMP2-Klasse (Zytek Nissan) sowie die beiden GT-Sieger (Ferrari 458 Italia und Aston Martin V8 Vantage, für die GTE-Pro- und die GTE-Am-Klasse) in die Vitrine stellen.
Bei den „kleinen“ Sportwagen/Prototypen – Thema dieses Beitrags – ist ein über sieben Jahrzehnte durchgängiger roter Faden allerdings nur schwer erkennbar. Zu oft haben der ACO oder die internationale Motorsportbehörde an der Klasseneinteilung gedreht, und gerade in den 1950er und 1960er Jahren gab es unterhalb der „großen“ Sportwagen- und Prototypenklasse nicht nur eine, sondern eine ganze Kaskade von Rennklassen bis hin zu Kleinwagen mit 750 ccm Hubraum, die häufig recht erfolgreich um die „Indexwertung“ fuhren und eine besonders beliebte Kategorie für französische Rennteams bildeten.
Die folgende Darstellung vereinfacht die Welt der kleinen Sportwagen: Für die Zeit der gestaffelten Hubraumklassen, etwa bis 1981, wird hier das Maß von maximal 2 Litern Hubraum als Kriterium für „kleine“ Sportwagen oder Prototypen gewählt. Ab 1983 wurde die Klasse „C2“ herangezogen, und nach dem Ende der Gruppe C-Epoche entwickelte sich nach einer Übergangsphase die „LMP2“-Kategorie zur Klasse der kleinen Le Mans-Prototypen.
Den größten Erfolg in Le Mans erzielte ein „kleiner“ Sportwagen gleich im ersten Nachkriegsrennen 1949: Der Ferrari 166 Mille Miglia war mit seinem 2-Liter-V12-Motor der modernste Rennsportwagen seiner Zeit, und er gewann alle klassischen Endurance-Rennen 1948 und 1949 – sogar die Nachkriegspremiere in Le Mans, wo ansonsten Sportwagen mit großen Motoren bevorzugt sind.
Die 1950er Jahre sahen dann in den unteren Hubraumklassen bis 2 Liter eine bunte Mischung erfolgreicher Fahrzeuge, ein Gesamtsieg wie 1949 sprang dabei allerdings nicht mehr heraus. Viermal waren britische Sportwagen in der kleinen Klasse siegreich, deren Motoren auf den legendären 2-Liter-Sechszylinder des BMW 328 zurückzuführen waren: Zweimal Frazer Nash, einmal Bristol und einmal A.C. Bristol. Es gab aber auch italienische Coupé-Eleganz: Zweimal war eine Aurelia B20 GT von Lancia erfolgreichster „kleiner“ Sportwagen – Vorläufer der „Gran Turismo“-Coupés der späten 1950er und 1960er Jahre. Ab 1955 schafften es die Porsche 550 und 718 mit 1,5- und 1,6-Liter-Motoren dreimal, vor allen 2-Liter-Sportwagen die „kleine“ Klasse zu gewinnen und in der Gesamtwertung vordere Plätze zu belegen: 3. Platz 1958, 4. Platz 1955 und 5. Platz 1956.
Auch die 1960er Jahre standen bei den „Kleinen“ ganz im Zeichen von Porsche, wo man nun mit 2-Liter-Motoren antrat und in den Jahren 1960 bis 1967 mit Werkswagen achtmal die Klasse gewinnen konnte. Der Bogen spannt sich vom Carrera Abarth und dem RS 61 bis hin zum 907 Langheck von 1967. Vierte Plätze waren in dieser Dekade die besten Gesamt-Platzierungen der Porsche, immerhin gegen Konkurrenten mit Motoren von 3 bis zu 7 Litern Hubraum. 1968 bis 1971 gehörte das Porsche-Werk dann selbst zu den „Großen“, die kleine Klasse wurde nun dreimal von privaten Porsche gewonnen.
In den Jahren 1972 bis 1981 galten in Le Mans verschiedene Reglements. In der 2-Liter-Klasse starteten aber durchweg offene Sportwagen ähnlicher Art, ab 1976 in der Kategorie „Gruppe 6“. Fünfmal gewann in dieser Zeit ein Chevron (B23 oder B36) die Klasse, und dreimal war Lola erfolgreich (T290, T292, T298), wobei jeweils unterschiedliche Motoren meist britischer Herkunft zum Einsatz kamen. Beste Gesamt-Platzierung war Rang 6 eines Chevron im Jahr 1977, ansonsten kamen Fahrzeuge dieser Klasse nicht mehr, wie noch regelmäßig in den 1950er und 1960er Jahren, unter die ersten Zehn.
1982 wurde die Gruppe C eingeführt und mit ihr ein Jahr später die „kleine“ Klasse C-Junior bzw. C2 (ab 1984). Erfolgreichste Marke in den Jahren 1983 bis 1990 war Spice mit verschiedenen, von Gordon Spice eingesetzten und von ihm selbst pilotierten C2-Coupés, angetrieben vom bewährten 3-Liter-V8-Ford Cosworth Motor. Ansonsten waren Mazda, Lola, Cougar und Gebhardt je einmal erfolgreich.
Es folgten problematische Jahre mit häufigen Reglementänderungen, bis man ab Mitte der 1990er Jahre wieder von einer gewissen Stabilität der Regeln zumindest in der kleinen Prototypenklasse (LMP2) reden konnte. Dennoch brauchte diese Kategorie fast zehn Jahre, bis sie mit einem Feld aus einigermaßen zuverlässigen, überzeugenden Fahrzeugen zu einer tragfähigen Kategorie in Le Mans herangereift war. Und erst seit 2010 schaffen es die besten LMP2-Fahrzeuge wieder regelmäßig unter die ersten zehn im Gesamtklassement. Beispielhaft ist hier der fünfte Platz des HPD ARX im Jahr 2010 nach einer fehlerfreien Vorstellung. Lola und Reynard stellten die meisten Klassensieger der Jahre bis 2007, dann kamen Porsche (RS Spyder mit zwei Klassenerfolgen 2008 und 2009) und danach HPD und Zytek (Stand 2014).
In der folgenden Übersicht werden alle erfolgreichen Sportwagen/Prototypen der „kleinen“ Klasse in Le Mans in den Jahren 1949 bis 2014 aufgelistet. Auch die Liste der angebotenen Modelle in 1/43 entspricht dem Stand von 2014/2015.
Eine 1/43-Modellreihe der aufgeführten Fahrzeuge kann fast lückenlos zusammengestellt werden, sofern man auch auf ältere Bausätze zurückgreift, die z.T. mit etwas Geduld noch in Ebay zu beschaffen sind (Starter, Record, Provence Moulage, Mini Racing, DAM). Bei den LPM2-Siegern der Jahre ab 2001 dominiert aber wieder der Resincast-Marktführer Spark (und das gilt auch in den Jahren nach 2014 mit vielen neuen Spark-Modellen der kleinen Hubraumklasse – am besten mal die Spark-Webseite heranziehen).
Quellen: Siehe Rubrik „Über diese Seite“ → „Anmerkungen zu Minerva Endurance“. Eine gute Webseite zu Modellen in 1:43 aller in Le Mans gestarteten Fahrzeuge ist über Google unter dem Suchbegriff „lm24database“ auffindbar.