Porsche 550 Coupé, Carrera Panamericana 1953

True Scale Resincast in 1:43

Zu diesem Beitrag gibt es einen neueren (2021) ausführlichen Bericht zur Carrera Panamericana 1952-1954 und speziell zu den Renneinsätzen der deutschen Firmen Porsche und Borgward, siehe Link.

Porsche 550, Carrera Panamericana 1953 (Modell: True Scale)

Der Porsche 550, Fahrgestell-Nr. 01 und 02, ist für Modellsammler des Maßstabs 1:43 keine unbekannte Größe: Als Werkseinsatz in Le Mans 1953 oder als Privateinsatz bei der Carrera Panamericana Mexiko desselben Jahres war das Coupé schon vor 30 Jahren Thema für Modellhersteller, angefangen mit Metallbausätzen (Classic Cars) über Resine-Kits (Vroom, Starter) bis hin zu Kleinserien-Fertigmodellen (BBR-Leader). Es gab auch Großserien-Modelle, z.B. von Jolly Models, und seit 2010 von Spark das Le Mans-Coupé in aktueller Resincast-Qualität. 2011 hat nun True Scale nachgezogen und das Coupé in der Version der Carrera Panamericana 1953 auf den Markt gebracht.

Die beiden ersten echten Rennsportwagen von Porsche mit Mittelmotor wurden 1953 wechselweise mit oder ohne Coupé-Dach eingesetzt. Debut war im Mai am Nürburgring (Eifelrennen) in offener Form, dann folgten Le Mans im Juni (Einsatz als Coupés) und das Rennen zur Deutschen Sportwagenmeisterschaft auf der Avus im Juli (wieder als Coupés), danach wieder in offener Form beim Bergrennen am Schauinsland. Am Ende wurden die beiden 550 an Jaroslav Juhan in Guatemala verkauft und starteten wieder als Coupés bei der Carrera im November 1953. Alle Renneinsätze erfolgten noch mit dem einfachen und standfesten 1500 Super-OHV-Motor, der neue Fuhrmann-2 OHC-Rennmotor wurde zwar bereits ab Sommer 1953 im neuen 550 (Fg-Nr. 03) getestet, aber erst 1954 international in Rennen eingesetzt.

Le Mans (Juni) – Sportwagen-WM: Fg-Nr. 01, Startnr. 44, Herrmann – Glöckler, 16. Platz  / Fg-Nr. 02, Startnr. 45, von Frankenberg – Frere, 15. Platz (Klassensieg 1500 ccm).

Le Mans 1953, Porsche 550, von Frankenberg – Frere, Resine-Bausatz von Vroom

Avus (Juli) – Deutsche Sportwagenmeisterschaft: Fg-Nr. 01, Startnr. 131, Glöckler (ausgefallen)  /  Fg-Nr. 02, Startnr. 132, Herrmann, 2. Platz hinter Klenk auf einem Borgward Hansa RS

Carrera Panamericana (November) – Sportwagen-WM: Fg-Nr. 01, Startnr. 154, Juhan (ausgefallen)  /  Fg-Nr. 02, Startnr. 152, Herrarte (Klassensieg 1600 ccm)

True Scale hat die Nr. 154 mit Jaroslav Juhan ausgewählt. Das Fahrzeug existiert in genau dieser „Kriegsbemalung“ noch heute, Fotos sind reichlich im Internet abrufbar. Vermutlich hat True Scale deshalb diesen Wagen als Vorbild genommen. Dieser Wagen kam in Mexiko zwar nicht ans Ziel (Ausfall auf der letzten Etappe), nach dem frühen Ausfall der beiden Werks-550 war er aber zusammen mit dem Borgward Hansa RS von Hartmann das schnellste Fahrzeug in der 1,6 Liter-Klasse.

Da die Spark-Le Mans-Version und das True Scale-Carrera-Modell offenbar Ergebnisse derselben Entwicklung darstellen, decken sich viele der folgenden Anmerkungen mit jenen Rudi Seidels auf der Internetseite „auto & modell“ zum Spark-Le Mans-Coupé.

Pluspunkte: Das Modell erfüllt, gemessen am Radstand, den Maßstab 1:43, und seine Dachlinie und die Höhe der Windschutzscheibe entsprechen eher dem Original als etwa beim Vroom-Modell, bei dem die Frontscheibe zu schmal und das Dach etwas zu flach ist. Hervorzuheben ist außerdem die vorzügliche Lackierung in alu-silber, gerade weil sie nicht, wie sonst häufig üblich, durch einen Klarlacküberzug „glänzt“, sondern vorbildgerecht seidenmatt ist. Die Karosseriefugen sind, typisch für ein Resine-Modell, sehr fein, und sie wurden hier schwarz unterlegt – das mag Geschmackssache sein, ist aber sehr sauber und dezent ausgeführt, und die Fugen sind auch im Bereich der Startnummern sichtbar. Die Anbauteile (Scheinwerfer, Haubenverschlüsse, Lüftungsgitter usw.) erreichen Kleinserien-Standard. Die Decals sind einwandfrei platziert und korrekt. Das gilt im Besonderen für die „Siegel“, die über die Türen und die Front- und Heckhaube geklebt sind: Die Karosseriefugen werden hier – korrekterweise – überdeckt. Das Modell stellt also den 550 dar, so wie er im „Parc Ferme“ z.B. zwischen zwei Etappen der Carrera stand – hier hat True Scale sehr gut recherchiert. Das gilt ebenso für die Carrera-Schilder vorn und hinten, die nicht wie bei anderen Modellen als Decals auf der Karosserie kleben sondern auf separaten Metallplättchen. Die geteilten Seitenscheiben mit Lüftungsöffnung in der Mitte sind ebenfalls korrekt wiedergegeben, auch hier ist das True Scale Modell besser als andere Modell-Vorgänger.

Die Felgen sind beim True Scale-Modell recht ordentlich. Ich mag die filigranen Resine-Felgen von Vroom zwar lieber, sofern sie farblich korrekt gestaltet sind, aber True Scale ist hier jedenfalls besser als andere Modelle des 550. Durch einen leichten „Grauschleier“ über dem Alu-Lack (Straßen- und Bremsstaub) kommen die Konturen der Felgen recht gut zur Geltung.

Minuspunkte: Die Liste der Minuspunkte ist deutlich kürzer, und bis auf einen kritischen Punkt stören die Mängel kaum bzw. sie können nachträglich leicht ausgeräumt werden. Das gilt zum einen für den zwar filigranen, aber zu langen Scheibenwischer – es gibt Alternativen im Zubehörangebot zum Umrüsten. Zum anderen ist die rot-metallic-Farbe für die Heckleuchten nicht schön, sie sollte durch „normales“ Rot ersetzt werden. Schwerwiegender und störender ist die Ausrüstung mit 5mm starken Breitreifen – sie wären umgerechnet im Original ca. 22 cm breit, tatsächlich hatte der 550 aber vorn/hinten 5,0/5,25 Zoll-Reifen, umgerechnet 12,7/13,3 cm im Original bzw. 2,9/3,1 mm im Modell. Diese Fehlausstattung wird vor allem beim Blick von vorn oder hinten auf das Modell deutlich. Eine Korrektur wäre mit Reifen aus dem Modellbauer-Ersatzteillager sicher möglich, dazu müsste das Modell aber zerlegt werden – schade, ein blöder Fehler bei einem ansonsten sehr schönen Modell.

Quellen für den Bericht: Siehe Rubrik “Über diese Seite” → “Anmerkungen zu Minerva Endurance”.

Weitere Quellen: Neben zahlreichen Internetquellen und den hilfreichen Hinweisen vom Modellbaukollegen PL haben mir insbesondere die folgenden Bücher bei den Recherchen geholfen:

Peter Morgan, Porsche in Motorsport, The First Fifty Years, Haynes, 2000; Brian Long, Porsche Racing Cars 1953 to 1975, Veloce Publishing, 2008; Daryl E. Murphy, Carrera Panamericana – History of the Mexican Roar Race 1950-1954, Motorbooks International, 1993; Carlo Demand, Michael Riedner, Porsche – Renngeschichte in Bildern, Motorbuch Verlag, 1990.

 

 

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