RS 61 „Le Mans Coupé“ Le Mans 1961 – Bausatz in 1:43 von Starter
Fahrzeug: Le Mans 1961, Fg.-Nr.: 718-045, Startnr. 32, 7. Platz im Gesamtklassement mit Edgar Barth und Hans Herrmann
Das Original
Le Mans nahm für Porsches Renneinsätze von Beginn an eine besondere Bedeutung ein: Bereits 1951 startete man dort mit dem 356 Alu-Coupé, noch bevor das Werk den Weg zu anderen internationalen Rennstrecken fand. Und schon beim ersten Einsatz eines „echten“ Rennsportwagens trug man der besonderen Streckencharakteristik des 24-Stunden-Rennens Rechnung: Der 550, im Frühjahr 1953 als offener Rennsportwagen der Öffentlichkeit präsentiert, startete in Le Mans als strömungsgünstiges Coupé.
Dasselbe Bild 1956: Wiederum wurden zwei der neuen 550A nach den erfolgreichen Debuteinsätzen am Nürburgring und bei der Targa Florio für Le Mans mit einem Dach versehen, um auf der damals noch über 7 km langen Geraden („La Ligne Droite des Hunaudières“) eine höhere Spitzengeschwindigkeit zu erreichen.
In beiden Fällen war man erfolgreich: Eines der beiden 1953er Coupés erzielte – noch ausgerüstet mit dem schwächeren, aber standfesten 356-Stoßstangenmotor – einen Klassensieg (1500ccm-Klasse), und das 550A Coupé mit dem 2OHC-Fuhmann-Rennmotor schaffte 1956 sogar einen 5. Platz in der Gesamtwertung mit von Frankenberg und von Trips.
Der nächste Start eines Porsche mit einer speziellen Le Mans-Karosserie war dann weniger erfolgreich: 1960 hatte der RS 60 Spyder einen aerodynamischen „Buckel“ auf dem Heck. Der 11. Platz des einen Fahrzeugs (der zweite Werks-RS 60 fiel aus) war dann eher enttäuschend, und nach Gesamtsiegen des RS 60 in Sebring und bei der Targa Florio wurde Porsche in der Weltmeisterschaft am Ende doch noch von Ferrari abgefangen.
Neuer Versuch 1961: Im letzten Jahr der traditionellen Sportwagen-WM waren Porsches Rennaktivitäten auf zwei Hochzeiten verteilt – Formel 1 und Sportwagen. So blieben die Rennsportwagen technisch weitgehend unverändert, wechselten nur den Namen (von RS 60 auf RS 61) und fuhren weiterhin mit dem bereits acht Jahre alten Fuhrmann-Vierzylinder-Motor, der allerdings bei einzelnen Rennen auf 2 Liter vergrößert wurde. In den Rennen vor Le Mans hatten die RS 61 meist dieselbe Form wie die RS 60. Mit einem solchen Spyder hätten die Formel 1-Stars Stirling Moss und Graham Hill fast die Targa Florio gewonnen – Ausfall in Führung liegend nur 8 km vor Schluss! Bei dieser Targa startete bereits ein Spyder mit einer neuen gestreckteren offenen Karosserie und längerem Radstand (718-047). Er kam dort auf den 2. Platz und wurde im folgenden Jahr 1962 mit dem neuen 2 Liter-Achtzylinder-Motor ausgestattet, benannt 718/8 W-RS Spyder, später auch „Großmutter“ (siehe Bericht Porsche 718/8 Spyder).
Dieser neue Spyder startete 1961 nach der Targa Florio auch in Le Mans noch mit dem 2 Liter-Vierzylinder-Motor und erzielte dort den 5. Platz mit Masten Gregory und Bob Holbert. Auch dieser Spyder hatte wie 1960 einen aerodynamischen Buckel auf dem Heck. Ein Modell dieses Fahrzeugs wurde einst von Starter produziert, es ist aber mittlerweile längst vergriffen, und ein neueres 1:43-Modell existiert bis heute (2012, gleiches gilt für 2023) nicht.
Zwei weitere Werkswagen starteten in Le Mans 1961 unter dem Label „RS 61“ oder „718/4“, es waren die als „Le Mans Coupés“ bezeichneten Werkswagen 718-045 und 718-046. Wie der Spyder 718-047 hatten sie die neuere, gestreckte Frontpartie, waren aber geschlossene Fahrzeuge. Anders als der 047-Spyder hatten sie noch den alten Radstand des RS 60 (2,20m) und nicht den verlängerten von 2,335m, der beim 718-047 für den späteren Einbau des Achtzylinder-Motors notwendig war. Die Coupé-Karosserie wurde übrigens von F. A. („Butzi“) Porsche entworfen, der später für die Form des 904 und des 911 verantwortlich war.
Das Le Mans-Coupé 718-045 hatte in Le Mans die Startnummer 32 und war mit einem 1,6 Liter-Vierzylinder-Fuhrmann-Motor ausgestattet, der 718-046 (Startnummer 30) fuhr mit einem 1,7 Liter-Motor. Auch sonst war die technische Ausstattung eher traditionell (Vergaser, Trommelbremsen), und man hatte bei Porsche sogar die Leistung gedrosselt, um die Fahrzeuge nach zwei Le Mans-Ensätzen mit hoher Ausfallquote (1959, 1960) endlich wieder über die 24 Stunden zu bringen. Für einen Angriff auf die favorisierten 3 Liter-V12-Ferrari Testa Rossa, 1961 aerodynamisch stark modernisiert, rechnete man sich in Le Mans, wo Motorleistung eher zählt als Straßenlage oder geringes Gewicht, ohnehin kaum Chancen aus. Ankommen war oberstes Ziel. Die Nr. 30 fuhren Porsches Starpiloten aus der Formel 1, Dan Gurney und Joakim Bonnier, und die Nr. 32 lenkten Edgar Barth (Vater von Jürgen Barth) und Hans Herrmann. Am Ende kamen zwei der drei Werks-Sportwagen ins Ziel, der Spyder auf Platz 5 und das Coupé mit der Nr. 32 auf Platz 7.
Das war´s! Die beiden Le Mans Coupés kamen in dieser Form zu keinem weiteren Renneinsatz. Der 718-046 wurde für die Saison 1962 zwecks Aufnahme des neuen Achtzylinder-Rennmotors umgebaut (u.a. Verlängerung des Radstands) und startete 1962/1963 als „718/8 GTR Coupé“ bei der Targa Florio (Gesamtsieg 1963), in Le Mans (nur 1963) und am Nürburgring (1962 und 1963) – siehe Bericht Porsche 718/8 Coupé (Bausatz von Jade). Dieses für 1962 umgebaute Coupé ist also vom ursprünglichen 1961er „Le Mans Coupé“ deutlich zu unterscheiden, erkennbar nicht nur am längeren Radstand, sondern an vielen weiteren kleinen Karosseriedetails. Was im Übrigen aus dem RS 61 Nr.718-045 wurde, ist mir nicht bekannt.
Verschiedene Porsche-Bücher enthalten Fotos des RS 61 Le Mans Coupés von 1961. Dabei ist zu unterscheiden, zu welcher Gelegenheit die Bilder entstanden sind, da der RS 61 übers Jahr 1961 sein Aussehen mehrfach geändert hat.
(a) Ur-Version im Porsche-Werk, vor dem Renneinsatz: Noch ohne Heck-Grill, seitliche Lüftungsschlitze nur im Heckteil, keine Belüftungsöffnung in der hinteren Dachstrebe, zwei Scheibenwischer (im Rennen dann nur ein Wischer).
(b) Le Mans-Version, fotografiert noch im Porsche-Werk (vor dem Einsatz in Le Mans)
(c) Le Mans-Version, Vortraining im April 1961 (dort mit Kennzeichen S-LX 600)
(d) Le Mans-Version beim Rennen im Juni
(e) nach Le Mans: Präsentation bei der IAA in Frankfurt im September (Nr. 32)
Fotos vom Rennen (Version d): Dominique Pascal, Porsche in Le Mans, EFB, 1985 (S.23-24); Lothar Boschen, Jürgen Barth, Das große Buch der Porsche-Typen, Motorbuch, 1983 (S.559); Brian Long, Porsche Racing Cars 1953 to 1975, Veloce Publishing, 2008 (S.93); Julius Weitmann, Michael Cotton, Porsche Story, Patrick Stephens Ltd., 1983 (S.114-115); Jerry Sloniger, Porsche The 4-Cylinder, 4-Cam Sports & Racing Cars, Dean Bachelor Publications, 1977 (S.43, 48).
Fotos der Ur-Version (a): Lothar Boschen, Jürgen Barth (S.558); Brian Long (S.89-90).
Fotos vom Vortraining (c): Peter Morgan, Porsche in Motorsport, The First Fifty Years, Haynes, 2000 (S.34).
Fotos von der IAA Frankfurt (e): Lothar Boschen, Jürgen Barth (S.559); Brian Long (S.94).
Das Modell
Das einzige für den Modellsammler akzeptable Modell des RS 61 Coupé wurde Mitte der 1980er Jahre von Starter als Resine-Bausatz produziert. Man kann es heute nur noch mit viel Glück und Geduld z.B. bei Ebay-Auktionen oder bei Modellbörsen aufstöbern – ich habe jedenfalls ein paar Jahre danach gefahndet. Insofern wäre es dringend an der Zeit, den RS 61 als Resincast-Modell oder als Bausatz nach heutigem Standard neu zu produzieren. Die Sammler von Modellauto-Antiquariat können dagegen auf ein frühes Diecast-Modell zurückgreifen: Der „Porsche GT Le Mans“ wurde Mitte der 1960er Jahre von Solido in 1:43 produziert. Das Modell hat allerdings nur eine entfernte Ähnlichkeit mit dem Original, es orientiert sich außerdem an dem im Frühjahr 1961 im Porsche-Werk vorgestellten Prototyp der Form (a).
Gemessen am Radstand (4,9cm = 2,10m) ist das Starter-Modell etwas zu klein geraten: Der Radstand des Originals war 2,20m, das Modell hat also etwa den Maßstab 1:45. Der Bausatz entspricht im Übrigen der Starter-Tradition, er folgt dem Qualitätsstandard der 1980er Jahre und ist aus heutiger Sicht teilweise nicht mehr mit modernen Bausätzen oder guten Resincast-Modellen vergleichbar. Wie bei Starter bekannt, besteht er nur aus relativ wenigen Teilen, der Modellbauer wird also in dieser Hinsicht nicht sonderlich gefordert, sieht man einmal von der Lackierung und Farbgestaltung sowie einigen sinnvollen Verbesserungsarbeiten ab.
Die Resineteile sind: Karosserie, Unterteil (mit Cockpit, Armaturenbrett und Sitzen), Auspuffendstück und Lenkrad.
Die Karosserie ist sauber gegossen, die Form des Originals wird sehr gut getroffen, und viele Anbauteile (Türgriffe, Positionsleuchten, Blinkereinheiten, Tankdeckel) sind bereits im Guss enthalten. Die beiden Heckgrills sind ebenfalls mit der Karosserie modelliert, sie liegen dem Bausatz leider nicht als separate Ätzteile bei. Der Modellbauer muss die Grills also mit etwas Geschick farblich absetzen (mit stark verdünnter schwarz-matter Farbe, die in die Fugen läuft). Das Lenkrad ist ordentlich gelungen, man könnte es durch ein mehrteiliges geätztes Teil aus dem Zubehörangebot ersetzen, bei einem Coupé ist dies aber nicht unbedingt notwendig. Bei der Lackierung der Karosserie in silbergrau-metallic ist zu beachten, dass die Rennsportwagen der Nachkriegszeit (bis etwa Mitte der 1960er Jahre) durchaus nicht makellos und hochglänzend lackiert waren. Spark zeigt bei vielen seiner (Porsche-) Modelle aus dieser Epoche, wie es sein soll. Den finalen Klarlack-Überzug sollte man also besser weglassen.
Die vorderen Scheinwerfereinheiten werden – typisch für Starter – durch „Glasbausteine“ (GBS) dargestellt. Dies entspricht sicher nicht aktuellem Modellstandard. Wenn man die GBS akzeptiert und nicht auf die heute übliche Ausführung zurückgreifen möchte (was zwei passende Transparentabdeckungen erfordern würde), sollte man bei den GBS wie folgt vorgehen: Scheinwerferhöhlen schwarzmatt lackieren. Die einzelnen Scheinwerfer auf die innere Rückseite der GBS kleben (Rückseite vorher etwas aushöhlen) und die Innenflächen der GBS ebenfalls schwarz-matt lackieren. Dann die GBS in die Karosserie einsetzen. Danach die gesamte Außenfläche mit einem dünnen Film „Kristall Klear“ (von „Microscale Model Finishing“) überziehen, der auch in die Ritzen am Rand der Flächen eindringen sollte. Abwarten, bis die weiße Flüssigkeit getrocknet ist und damit transparent wird. Am Ende die Fläche noch mit Klarlack überziehen.
Passform und Qualität der Scheibeneinsätze (Front-/Seitenscheiben) entsprechen ebenfalls eher dem Standard der 1980er Jahre und nicht heutiger Qualität. Da der Bausatz bei meinem Kauf ca. 25 Jahre alt war, hatten die Scheiben bereits einen leichten Gelbstich, der aber beim überwiegend schwarzen Innenraum nach Montage des Modells nicht mehr sichtbar war. Störend ist vielmehr die etwas raue Oberfläche der Scheiben, das geht heute deutlich besser! Die Passform ist in Ordnung, sofern man den Scheibeneinsatz zerschneidet und in drei Teilen montiert (Frontscheibe, 2 Seitenscheiben). Bevor die Frontscheibe eingesetzt wird, sollte man den vorderen Scheibenrahmen farblich gestalten: In die Gummieinfassung (schwarz) war beim RS 61 eine schmale Chromleiste eingelassen, diese sollte mit etwas Geduld, ruhiger Hand und einem feinen Marderhaarpinsel farblich (silbern) abgesetzt werden (siehe Fotos).
Der Starter-Bausatz hatte damals bereits ein paar Ätzteile: Scheibenwischer, 2 Bleche für die hinteren Radläufe, Halterung für die kleine „Insektenscheibe“ auf der Vorderhaube. Der RS 61 hatte in Le Mans einen „normalen“ Scheibenwischer auf der Fahrerseite (in schwarz), also keinen Pantograph-Wischer, wie es im Boschen-Barth-Buch (siehe oben) behauptet wird. Ich habe einen passenden Wischer aus meiner Kleinteilesammlung (von Meri Kits) verwendet. Die Insektenscheibenhalterung muss vor der Montage geknickt werden.
Starter liefert zweiteilige Felgen, bestehend aus einem Resine-Innenteil und einem aus Metall gedrehten äußeren Teil. Das Resultat ist befriedigend, aber schöner sind die einteiligen Resine-Felgen von PL, entwickelt für die Vroom-Bausätze. Sie müssen allerdings farblich bearbeitet werden (alu-silber, schwarz, dunkel-metallic, siehe Abbildungen), und hinten waren die Reifen etwas breiter als vorn, die hinteren Felgen waren entsprechend etwas stärker geschüsselt (Reifenmaße: 5,50 Zoll vorn, 6 Zoll hinten, 15 Zoll-Felgen). Zu beachten ist dabei, dass die Reifen noch längst nicht so breit waren wie später in den 1960er Jahren. Schon der 718/8 von 1962 hatte mit dem Maß 6,50 Zoll hinten etwas breitere Reifen. Der Trend zu Breitreifen stand 1961/62 jedenfalls erst am Anfang.
Die Decals ermöglichen beide RS 61-Le Mans-Fahrzeuge (Nr. 30 und Nr. 32), sie waren auch nach 25 Jahren noch in gutem Zustand.
Die Modellmontage ist einfach. Das Modell wird am Ende umso attraktiver, je besser die Lackierung gelingt und je mehr Aufwand bei der farblichen Detailgestaltung getrieben wird (Felgen, Blinker- und Beleuchtungseinheiten, Grills, Cockpit usw.). Karosserie und Felgen ohne weitere Farbgestaltung einfach nur silbern zu lackieren, würde dagegen ein eher langweiliges Modell zur Folge haben.
Quellen für den Bericht: Siehe Rubrik “Über diese Seite” → “Anmerkungen zu Minerva Endurance”. Weitere Quellen speziell zum RS 61: siehe oben
Sehr interessante und fesselnden Fotoberichte
Habe neulich das Modell eines „“Porsche Le Mans“ gefunden. Dank Ihrer Bilder weiß ich jetzt was für eins. Es ist ein RS 61GT Le Mans Coupe‘. Super. Vielen Dank.